soziale Medien

Ein Jahr im Ausland – facebook ist dabei

Was bedeutet Heimweh, wenn der Alltag in der Heimat auf dem Bildschirm ständig präsent ist? Wie fühlt es sich an, auf Partyfotos zu sehen, wie die Freunde zuhause genauso feiern wie sonst – nur dass man selber auf den Fotos fehlt? Welche Chancen bieten soziale Netzwerke um vor Ort neue Kontakte zu knüpfen?

ein Beitrag von Justus Pieck (Experiment e.V.) und Moritz Becker (smiley e.V.)

facebook, skype & Co sind nicht immer hilfreich, wenn es darum geht Heimweh zu bekämpfen. Es besteht permanent die Möglichkeit, mit den Freunden daheim in Kontakt zu bleiben, was jemanden eventuell unbewusst daran hindert, mit den Menschen vor Ort in Kontakt zu treten. Gasteltern klagen nicht selten, dass der Austauschschüler „ja nur vorm Rechner hängt und nichts unternehmen will“. Auf der anderen Seite bietet natürlich die soziale Seite des Internets das genaue Gegenteil: nämlich mit den Menschen vor Ort in Kontakt zu treten und sich zu verabreden. Ohne geht es also auch nicht. Isolation und Integration liegen in diesem Falle sehr nah beieinander. Selbstreflektion bei der Nutzung sozialer Netzwerke ist also enorm wichtig - wichtiger vermutlich als ein gekünstelter Verzicht.

Ein unreflektiertes „aus-dem-Bauch-heraus-posten“ kann darüber hinaus ungewollte Folgen nach sich ziehen. Was denken bspw. die Gasteltern, wenn sie auf dem Profil des Besuchs nebenbei „mir ist so langweilig“ lesen? Was denken die Eltern Zuhause? Was denken die Mitschüler im Gastland, die diese Statusmeldung erst einmal ins englische, spanische oder welche Sprache auch immer übersetzen müssen? Was erhofft sich die Person, die dieses schreibt? Was passiert, wenn keiner der Freunde reagiert? Isolation vs. Integration.



Nicht zu vernachlässigen ist aber auch die Chance, aus der Ferne zu berichten zu können, ohne dafür hunderte Postkarten zu schreiben. Facebook kann hier wie ein Reisetagebuch genutzt werden. Es ist so möglich, die Freunde daheim an seinen Erlebnissen teilhaben zu lassen. Im Überschwang wird dabei allerdings häufig die Privatsphäre bspw. der Gasteltern schneller verletzt als gedacht. Austauschschülern ist oft nicht bewusst, dass schon ein simples Foto, welches sie auf facebook posten, zu Problemen führen kann. Im Vordergrund ein stolzer Jugendlicher im Ausland - im Hintergrund das Wohnzimmer der Gasteltern. Hätte man diese vorher fragen müssen? Was sieht man da eigentlich alles? Haben die Gasteltern Verständnis für das Bedürfnis oder den Wunsch, den Freunden Zuhause zu zeigen, wie der Austauschschüler gerade lebt?

Die Welt ist kleiner geworden durch die Möglichkeiten der Vernetzung im Internet. Dennoch sind es große Entfernungen, die einen Jugendlichen von seiner Familie und Freunden trennen, wenn er an einem internationalen Austausch teilnimmt. Das Internet bietet hier Chancen und Möglichkeiten, sich zu integrieren, aber auch das Risiko, sich zu isolieren. Darauf müssen sich Jugendliche heute ebenso vorbereiten, wie auf andere wichtige Aspekte eines internationalen Austauschs.

Experiment e.V. ist das deutsche Büro der weltweit ältesten Austauschorganisation „The Experiment In International Living“. Der Verein mit fast 900 Mitgliedern ist seit 1952 in Deutschland als gemeinnützig registriert und kooperiert u.a. mit dem Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), „Deutscher-Akademischer Austauschdienst“ (DAAD), „Auswärtiges Amt“, „Goethe-Institut“, „Deutscher Bundestag“ und „ZEIT-Stiftung“. Die 25 hauptamtlichen Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelle in Bonn werden bundesweit durch fast 600 ehrenamtlich engagierte „Experimenter“ unterstützt.
Im Herbst 2011 hatte smiley e.V. im Rahmen eines Workshops die Möglichkeit, gemeinsam mit Experiment e.V. die Rolle von sozialen Netzwerken im Rahmen der Vorbereitung der Austauschschüler zu diskutieren und die Anforderungen an eine entsprechende Schulung zu skizzieren.



Dieser Beitrag wurde am 07.12.2011 verfasst.
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