Mehr als nur Gruppenchats
WhatsApp für die Öffentlichkeitsarbeit in der Jugendarbeit
WhatsApp steht nach wie vor in der Tradition von Instant Messengern, die primär als Kommunikationsmedium zwischen wenigen Personen genutzt werden. Klassische soziale Netzwerke wie Facebook oder auch Instagram und Snapchat bieten sich da eher zur Öffentlichkeitsarbeit an. Doch hat sich WhatsApp im Laufe der Jahre verändert und viele Möglichkeiten, um seine „Zielgruppe“ zu erreichen, werden wenig genutzt.
Oft nutzen Jugendliche die Möglichkeit per WhatsApp nachzufragen, was beispielsweise gerade im Jugendzentrum los ist. Wenn was los ist, kommt die betreffende Person auch. Wenn nichts los ist, nicht. Ist die Einrichtung nicht zu erreichen auch nicht. Bietet hier eine Einrichtung den Kontakt per WhatsApp an, profitieren unter anderem offene Angebote der Jugendarbeit dementsprechend von diesem Kanal. Schwer möglich ist allerdings auf den ersten Blick die Bekanntmachung neuer Angebote.
Statusmeldung als Werbefläche
Wenn die WhatsApp-Nummer der Jugendeinrichtung bei vielen Jugendlichen verbreitet ist, kann über den WhatsApp-Status jeweils für 24 Stunden auf Angebote etc. hingewiesen werden. So können Vorbereitungen zum Billardturnier am Vormittag mit einem Foto als Werbung für die Veranstaltung am Nachmittag dienen. Hier werden keine perfekten Fotos oder Plakate erwartet. Allerdings spricht nichts dagegen, Aushänge oder Flyer einfach abzufotografieren und so zu verbreiten.
Leider können hier keine Links zu weiterführenden Internetseiten verbreitet werden. Damit die Öffentlichkeitsarbeit über die Statusmeldung funktioniert, müssen alle Interessierten der Zielgruppe die Nummer der Jugendeinrichtung im Handy gespeichert haben. Gleichzeitig müssen die Nummern der Jugendlichen im Handy der Einrichtung gespeichert werden. Aus datenschutzrechtlichen Gründen muss hier darauf hingewiesen werden, dass mit dem Speichern der Handynummer personenbezogene Daten der Jugendlichen an den Betreiber von WhatsApp übertragen werden.
WhatsApp-Gruppen als Forum für bestehende Gruppen
WhatsApp-Gruppen bieten sich an, wenn sich bereits eine Gruppe von Interessierten gefunden hat oder eine bestehende Gruppe existiert, die sich regelmäßig trifft. Bis zu 256 Personen können einer WhatsApp-Gruppe hinzugefügt werden.
Nachteilig können hier ausufernde Diskussionen fernab vom Thema wirken. Bei zu viel Input ohne empfundenen Mehrwert verlassen einzelne Jugendliche entnervt den Gruppenchat und sind somit nicht mehr über diesen Kanal erreichbar. Außerdem müssen alle Interessierten vom Administrator der Gruppe hinzugefügt werden.
Zwar kann auf der einen Seite eine "offline" gut funktionierende Gruppe durch eine effektive Vernetzung noch besser werden, auf der anderen Seite kann eine schlecht funktionierende Gruppe durch Konflikte etc. im Gruppenchat noch leiden als profitieren. Nicht für jede Gruppe in der Jugendarbeit bietet sich deshalb eine Vernetzung rund um die Uhr an.
Übersehen werden darf ebenfalls nicht, ob einzelne Mitglieder einer Jugendgruppe keinen Zugang zu WhatsApp haben. In diesem Falle könnte sich schnell jemand aus Gruppenprozessen ausgeschlossen fühlen - oder gar ausgeschlossen werden.
Offene WhatsApp-Gruppen
Vielen Nutzern unbekannt ist die Möglichkeit, eine Gruppe zu öffnen. Über die Auswahl „mit Link zur Gruppe einladen“ in den Gruppen-Einstellungen der App kann jede Person der Gruppe beitreten. Wenn der Link bspw. als QR-Code im Jugendzentrum an der Wand hängt, kann quasi jeder im Vorbeigehen der Gruppe beitreten, ohne dass ein Admin sich darum kümmern muss. Dies bietet sich an, wenn beispielsweise ein Stadteilfest o.ä. in Planung ist und über diese Gruppe sowohl Informationen verbreitet werden sollen, gleichzeitig aber die Zielgruppe an der Planung beteiligt werden soll. Eine feste Gruppe kann sich so ggf. online finden und dann als geschlossene Gruppe in die konkrete Planung übergehen.
Zu bedenken ist, dass hier nicht mehr gefiltert werden kann, wer der Gruppe beitritt oder nicht. Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist zu bedenken, dass jedes Gruppenmitglied nach dem Beitreten über alle Handynummern der anderen Mitglieder verfügt. Das wollen viele Jugendliche instinktiv nicht und wundern sich nach dem Beitreten, wer sie plötzlich anschreiben kann. Der Link kann widerrufen werden, falls er in falsche Hände geraten ist. Die Nummern sind unter Umständen aber dennoch bei den problematischen Nutzern gespeichert.
Broadcast-Listen
Dieses Problem gibt es bei sogenannten Broadcast-Listen nicht. Zu einer Broadcast-Liste können Nutzer, deren Nummer im Handy der Einrichtung gespeichert sind, hinzugefügt werden. An diese Liste kann jetzt eine ganz gewöhnliche Nachricht gesendet werden, die dann wie bei einer klassischen Email in Blindkopie (BCC) verschickt wird. Jeder einzelne Nutzer bekommt die Nachricht als einzelne Nachricht und weiß nicht, wer die Nachricht noch bekommen hat. Die Handynummern der anderen Empfänger bleiben verborgen. Auch ausufernde Diskussionen sind nicht zu erwarten, da es keine Gruppenkommunikation geben kann.
Voraussetzung zum Empfangen der Nachrichten ist, dass die Nummern der Empfänger im Handy der Jugendeinrichtung sowie die Nummer der Jugendeinrichtung (dem Sender) gespeichert werden müssen. Auch hier sind datenschutzrechtliche Aspekte wie bei der Statusmeldung zu beachten.
Löscht ein Empfänger die Nummer des Jugendzentrums, können keine Nachrichten mehr über die Broadcast-Funktion empfangen werden.
Was für wen
Broadcast-Listen schützen die Privatsphäre der Zielgruppe, da hier keine Handynummern verbreitet werden. Allerdings können auch hier keine konstruktiven Diskussionen stattfinden, die einen WhatsApp-Gruppenchat oft sehr wertvoll machen – auch wenn es hin und wieder zu einer unüberschaubaren Nachrichtenflut kommen kann. Offene WhatsApp-Gruppen können helfen, neue Zielgruppen zu erschließen, sind aber durch die Offenheit aufwendig zu moderieren und bergen somit gerade in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen erhebliche Risiken. Wer ohnehin per WhatsApp mit Jugendlichen kommuniziert, kann mit der Statusmeldung nebenbei ohne viel Aufwand eine Menge erreichen. Allerdings können individuelle Chats mit Jugendlichen viel Zeit beanspruchen. Die Grenze zwischen Öffentlichkeits- und Beziehungsarbeit kann hier schnell verschwimmen. Über allem schweben auch immer wieder Datenschutzbedenken gegenüber dem Kommunikations-Giganten Facebook, dem WhatsApp seit einigen Jahren gehört.
Alles in allem lässt sich sagen: Wer Jugendliche da abholen will, wo sie sind, kann mit WhatsApp eine Menge erreichen. Je nach Anlass der Öffentlichkeitsarbeit, Zielsetzung einer Kampagne und nicht zuletzt dem Alter der Zielgruppe muss entschieden werden, welcher Weg der Richtige ist.
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