Podcast
Medienkompetenz kommt nicht von alleine - Skript
Ralf Willius und Moritz Becker beschäftigen sich mit Verschuldung durch Onlineshopping und der aktuellen ICILS-Studie zur digitalen Kompetenz von Schülerinnen und Schülern. Am Ende diskutieren sie noch einmal über Cybermobbing bei Schulklassen mit anspruchsvollen Sozialverhalten, weil sie in einer Rückmeldung zur letzten Folge eine revolutionäre Anregung bekamen.
Moritz: Medienkompetenz kommt nicht von alleine.
Ralf: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge, "Was mit Medienerziehung", dem Podcast von smiley e.V.. Mein Name ist Ralf Willius.
Moritz: Mein Name ist Moritz Becker.
Ralf: Und der Verein smiley e.V. bietet Schulworkshops in ganz Norddeutschland an. Dort diskutieren wir mit Schulklassen über einen sinnvollen Umgang mit Social Media. Darüber hinaus bieten wir deutschlandweit Fortbildungsveranstaltungen und auch Vorträge für Eltern an, wo wir dann ja über Medienerziehung diskutieren. In diesem Podcast geht es um all das, was uns da im Alltag so begegnet, und heute ist der Medienerziehungs-Montag, 18. November 2024, herzlich willkommen!
Moritz: Was du vergessen hast, was aber sehr wichtig ist, ist, dass dieser Podcast von "Aktion Mensch" gefördert wird, wo ich mich jeden Tag drüber freue.
Ralf: Ja, ich mich auch. Was haben an Rückmeldungen zur letzten Folge, Moritz?
Moritz: Einiges. Dafür sollten wir eine Menge Zeit einplanen.
Ralf: Also besser am Ende.
Moritz: Genau vielleicht so viel jetzt schon. Wir haben in der letzten Folge über Cyber Mobbing in WhatsApp Klassenchats gesprochen und dabei überlegt, ob das in den Zuständigkeitsbereich von Eltern fällt, weil es da irgendwie nachmittags stattfindet oder doch eher der Schule, weil es ja so einen ganz eindeutigen Zusammenhang mit der Klassengemeinschaft gibt.
Ralf: Und die Eltern auch so ohne weiteres gar keinen Einfluss drauf haben.
Moritz: Wir sind ja zum Ergebnis gekommen, dass man auch bei sehr problematischen Klassengemeinschaften nicht so wirklich wirkungsvoll die Klassenchats vermeiden kann, und in der Rückmeldung wurde mir dann gesagt, wenn du die Klassenchats nicht vermeiden kannst, dann vermeide doch einfach Klassengemeinschaften.
Ralf: Wie soll ich mir das denn jetzt vorstellen?
Moritz: Das erzähle ich dir ganz am Ende.
Ralf: Dann können wir ins Thema einsteigen. Worum geht's heute?
Moritz: Wir sind beim letzten Mal so wunderbar ins Gespräch gekommen, weil wir uns mit einer neuen Studie zum Thema Cyber Mobbing auseinandergesetzt haben, und heute möchte ich auch mit dir über zwei Studien sprechen.
Ralf: Das trifft sich hervorragend. Ich habe nämlich auch von einer Studie im Radio gehört, letzte Woche. Über die wollte ich mit dir nachher auch am Ende der Folge noch kurz sprechen.
Moritz: Heute sind wir dann mal so ein studienlastiger kleiner Wissenschaftspodcast. Die erste Studie, die ich mit dir besprechen möchte, beschäftigt sich mit dem Problem von Verschuldung durch Onlineshopping.
Ralf: Verschuldung durch Onlineshopping? Ja, guck mal auf meinen Zettel hier bitte!
Moritz: Ach was!
Ralf: Ja, das ist die Studie, von der ich im Radio gehört habe.
Moritz: Dann erzählt Du:
Ralf: Okay, das Statistische Bundesamt hat Zahlen erhoben, aus denen hervorgeht, dass es eine sehr, sehr starke Zunahme von Verschuldung durch Onlineshopping gibt, soweit ich das verstanden habe, wurden da Schuldner-Beratungsstellen befragt, die insgesamt fast 600000 Menschen in 2023 beraten haben, und dabei haben sich 30 Prozent der Hilfesuchenden bei Onlineshops oder Versandhändlern verschuldet.
Moritz: Ja, und da kann man eine eindeutige Steigung feststellen, denn seit 2018 steigen die Zahlen kontinuierlich, also 2018 waren es 26 Prozent.
Ralf: Okay, aber eine Zunahme von 26 auf 30 Prozent, das klingt jetzt erst mal nicht so. ..
Moritz: Also ich glaube schon, dass es viel ist, vor allen Dingen, weil es halt wirklich Jahr für Jahr eine eindeutige Tendenz gibt, und was ich interessant fand, ist, dass vor allen die 20 bis 24 Jährigen besonders betroffen sind. Hier sind es nämlich fast 40 Prozent.
Ralf: Okay, so detailliert habe ich mir das gar nicht notiert.
Moritz: Doch, ich schon, weil ich mir nämlich die Frage gestellt habe, ob jüngere Menschen, die, sagen wir mal, viel selbstverständlicher in dieses Onlineshopping Modell so reingewachsen sind durch dieses selbstverständliche vielleicht kompetenter sind als ältere Menschen, die, sagen wir, vielleicht erst mal noch so eine Resilienz gegenüber Angeboten im Internet und so erst mal so als Erwachsene entwickeln mussten.
Ralf: Du hast, glaube ich, auch mal erzählt, dass mit dem Aufkommen von diesen Warenhauskatalogen irgendwie auch vor einer riesigen Verschuldung Welle gewarnt wurde.
Moritz: Ja, also in den 60er und 70Er Jahren hat man angenommen, dass die Menschen damit vor allem auch durch Ratenzahlung und so total überfordert sein werden, sodass man halt so aus dem Wohnzimmer heraus sich alle möglichen Sachen liefern lassen konnte.
Ralf: Ich sehe da jetzt nicht so einen großen Unterschied zwischen dem Katalog von damals oder dem online Katalog sozusagen.
Moritz: Also zumindest ist es ja jetzt auch nicht so, dass man sagen kann, die älteren Menschen sind da das größere Problem. Auf jeden Fall sind halt wirklich die 20 bis 24 Jährigen mehr betroffen als andere Altersgruppen, und das, was ich halt komisch fand, ist, dass die unter 20 Jährigen, also in dem Fall die 18 bis 20 Jährigen, mit 24 Prozent weniger betroffen sind als der Gesamtdurchschnitt und erheblich weniger als die Gruppe der 20 bis 24 Jährigen.
Ralf: Okay, dann wären die jüngeren Menschen jetzt doch irgendwie kompetenter im Umgang mit online Shops?!
Moritz: Das kann ich mir nicht vorstellen, also dass Neunzehnjährige hier kompetenter sind als die zwanzigjährigen oder dann mit 20 nicht mehr kompetent sind.
Ralf: Vielleicht liegt es auch daran, dass du Anfang 20 vielleicht dann irgendwie anfängst, deinen eigenen Haushalt auszustatten und so ins Leben startest und andere Ausgaben vielleicht auch hast.
Moritz: Ja, wahrscheinlich. Meine erste Assoziation war irgendwie, dass Jugendliche einfach so unfassbar viel Klamotten kaufen oder irgendwelche teuren Handys oder so. Aber wahrscheinlich ist es tatsächlich eher die Ausstattung der ersten eigenen Wohnung.
Ralf: Letztendlich wissen wir es nicht.
Moritz: Ne, aber ich glaube trotzdem, dass es wichtig ist, Kinder auf Onlineshopping vorzubereiten. Also ich glaube, das ist total schwierig, wenn Kinder jetzt Geschäftsfähigkeit nur mit Bargeld oder meinetwegen auch ruhig mit einer Kreditkarte, aber zumindest an der Kasse, so haptisch. Du nimmst die Sachen aus dem Laden raus. Und ich glaube, Eltern müssen Wege finden, dass Kinder auch mit so einer gewissen Eigenverantwortung lernen, online einzukaufen.
Ralf: Vielleicht auch in einem ganz anderen Zusammenhang, also beispielsweise innerhalb von Smartphonespielen, also In-App-n Käufe, sind so gesehen ja auch Geschäfte, die du tätigst.
Moritz: In der Folge, "Was ist eigentlich Brawl Stars" haben wir auch über, sagen wir mal, das Lernfeld In-App-Käufe diskutiert
Ralf: Dann lassen es noch einfach so verbleiben, dass wir mit der Studie jetzt nicht beweisen können, wie wichtig es ist. Aber trotzdem können wir die Forderung aufstellen, dass Kinder hier auch vor ihrem 18. Lebensjahr die ersten begleiteten Erfahrungen machen müssen.
Moritz: Dazu sind Studien da. Du reist die Ergebnisse komplett aus dem Zusammenhang, um irgendwas zu belegen, wo du sonst keine Argumente hast. Also so machen wir das. Ist halt einfach mega wichtig.
Ralf: Jetzt bin ich sehr gespannt, welche zweite Studie wir hier besprechen werden.
Moritz: Es geht um die ICILS-Studie.
Ralf: Bei der Studie wird, glaube ich, die Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern erforscht.
Moritz: Genau also, das ist eine internationale Studie, die zum dritten Mal die digitalen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern, also konkret aus der achten Jahrgangsstufe erforscht. In der Studie ist von Computer und informationsbezogenen Kompetenzen die Rede, also kann ich nachher noch mehr zu erzählen, was da genau getestet wurde. Aber zumindest ist das interessante, dass Deutschland zwar immer noch über dem internationalen Mittelwert liegt, die Kompetenzen aber wesentlich schlechter ausgeprägt sind als noch vor zehn Jahren. Und ganz kurz ein bisschen die harten Fakten. An der Studie haben 5065 Schülerinnen und Schüler teilgenommen, außerdem wurden 2300 und zwei Lehrkräfte mit einbezogen, und eine weitere wichtige Rolle spielt die technische Ausstattung der Schulen in Deutschland: 65 Prozent der Schulen verfügen über WLAN, und das hat sich gegenüber 2013 erheblich verbessert.
Ralf: Verbessert ja, aber das heißt immer noch, dass ein Drittel aller Schulen kein WLAN hat.
Moritz: Ja, und in diesem Fall kann man jetzt nicht hoffen, dass es sich dabei um Grundschulen handelt oder so. Also, es bezieht sich auf die weiterführenden Schulen, und mit 65 Prozent ist Deutschland auch international unter dem Durchschnitt, und das heißt auch, dass die technische Ausstattung vor allem von benachteiligten Schülerinnen und Schülern ungenügend ist, und auch der schlechte IT-Support in den Schulen wurde da benannt als etwas, was nicht so richtig funktioniert.
Ralf: Das ist auch mein Gefühl, dass an fast allen Schulen so ist, dass die Eltern zum Beispiel die Tablets anschaffen müssen.
Moritz: Ich glaube, während der Corona-Pandemie und diesen ganzen Homeschooling Dingens Zeiten da, da hast du Zuschüsse bekommen, meine ich, wenn die digitale Ausstattung zu Hause nicht gereicht hat. Aber grundsätzlich ist es die Verantwortung in vielen Fällen der Eltern die Geräte oder ist doch so.
Ralf: Ich glaube.
Moritz: Wie peinlich, dass wir das nicht wissen. Warte mal, ich...
Ralf: Ich guck auch..
Moritz: Hier wird noch in Echtzeit recherchiert.
Ralf: Hier gibt es einen Antrag für eine Förderung. Das gilt für Bayern...
Moritz: Das habe ich auch eben gehabt.
Ralf: Krass, hier fragt eine Mutter, ob sie beim Schulwechsel ihrer Tochter die Kosten für einen Spind, der Pflicht ist, übrigens in Höhe von 2,80 € im Monat, erstattet bekommen kann, weil sie sie jetzt zwei Jahre im Voraus bezahlen müssen, und das kann sie sich nicht wirklich leisten.
Moritz: Das sind dann immer so Punkte, wo man sich wirklich freuen muss, nicht auf Bürgergeld angewiesen zu sein? Also, 2,80 € klingt jetzt erstmal nicht viel Geld...
Ralf: Aber wir kommen so ein bisschen vom Thema ab...
Moritz: Also ChatGPT sagt, dass man über das Bildungs- und Teilhabepaket....
Ralf: Moritz, wollen wir das in Ruhe recherchieren?
Moritz: Ja, egal, trotzdem doof irgendwie. Also ich kann mir vorstellen, dass es Schulen gibt, die dann sicherheitshalber von vorneherein sagen, bevor wir das ganze durcheinander mit den Eltern haben, die die Geräte nicht anschaffen oder keine Ahnung geht, dann Gerät kaputt oder so, dass sie dann einfach sagen, wir stellen uns diesem ganzen nicht und wir kommen gleich auch noch mal über diesen Punkt von Benachteiligung zurück. Es ist aber wohl so in der Studie, dass nur ein geringer Anteil der Jugendlichen in Deutschland die Leistungsspitze erreicht, und gut 40 Prozent verfügen wohl lediglich über Grundkenntnisse.
Ralf: Das wurde mir auch erzählt: 40 Prozent der Kids können nur klicken und wischen.
Moritz: Ja, also, die Aussage geht vermutlich auf die Einschätzung der Studienleiterin Birgit Eickelmann zurück und auch Bundesminister für Bildung und Forschung Cem Özdemir...
Ralf: Cem Özdemir?
Moritz: Ja, der ist nicht nur Landwirtschaftsminister, sondern gleichzeitig auch noch Bundesminister für Bildung und Forschung. Seit die Bundesregierung da jetzt sicher zerlegt, hat. Wie auch immer. Es ibt doch so Fotos, wo er so niedliche kleine Ferkel rumträgt und hat ja auch mit, ist ja auch so niedlich, kleine Kinder und so. Also von daher, da ist doch auch Wachstum und egal. Also zumindest bewertet er die Ergebnisse auch kritisch, indem er sagt, dass in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt, weiterhin zu viele Jugendliche nicht sicher mit digitalen Medien umgehen können. Sollte uns daher zu denken, aufgeben, denken, aufgeben. Hat er das wirklich so gesagt? Schwabe, keine Ahnung! Auch eine Stagnation wäre eigentlich besorgniserregend. Also wenn es immer gleich gewesen wäre, und jetzt ist es so, dass laut Studie die technische Ausstattung in vielen Schulen, wesentlich besser ist als vor zehn Jahren, das Endergebnis bei den Kompetenzen, aber nicht wirklich besser, sondern es hätte ja eigentlich besser sein müssen, wenn man gesagt hätte, man arbeitet weiter, die Technik wird besser, und das heißt, ganz offensichtlich ist mit diesen ganzen technischen Möglichkeiten irgendwie nicht so gearbeitet worden, dass es mehr Kompetenzerwerb gab.
Ralf: Wenn man dann mal überlegt, dass Medienkompetenz grundsätzlich auch immer wichtiger wird, müsste es sich ja eigentlich steigern.
Moritz: Ja, und das finde ich zum Beispiel auch total spannend, dass die Jugendlichen selber laut Studie als sehr motiviert wahrgenommen werden. Also denen ist klar, dass man da einiges können muss, und die wollen das auch lernen, und mehr als 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler sehen in Deutschland auch Schule als Ort an, in der das Lernen mit digitalen Medien ermöglicht wird oder ermöglicht werden sollte. Und jetzt kommen wir zu dem Punkt, den ich dabei eigentlich am spannendsten finde.
Ralf: Also, ich fand es bisher hierhin schon ganz spannend.
Moritz: Also, wir haben im Prinzip eben auch schon drüber gesprochen, dass es für finanziell schlechter gestellte Familien schwieriger wird, dem Kind das Lernen mit digitalen Medien zu ermöglichen, wenn die technische Ausstattung eben nicht 100 Prozent von der Schule gestellt werden kann. Und genau das beschreibt die Studie, indem sie ganz explizit sagt, dass das Kompetenzniveau sehr eng an herkunftsspezifische Faktoren, so heißt es da in Deutschland gekoppelt ist.
Ralf: Da geht es dann zum Beispiel um Sprachbarrieren durch Migration oder.
Moritz: Nicht nur also, unter herkunftsspezifischen Faktoren verstehen die Autorinnen Autoren auch finanziell benachteiligte Familien, über die wir eben schon sprachen. Neben den Familien mit Zuwanderungsgeschichte, also das hat sich tatsächlich wohl die Gruppe der Jugendlichen, deren Familiensprache nicht deutsch ist, in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Weiß ich gar nicht, ob das unbedingt stimmt, aber laut Autoren betrifft das andere europäische Länder im Prinzip ähnlich, in denen es aber besser gelingt, diese Kinder zu fördern.
Ralf: Da würde mich jetzt interessieren, welche Länder da besonders gut abschneiden.
Moritz: Südkorea, Tschechien und Dänemark, das sind so die die Top Nationen da, und es heißt, dass wohl vor allen Dingen Tschechien. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass wie heißt es da, systematische Investitionen in Bildung langfristige Erfolge sichern können, und interessanter ist für mich eigentlich die Beurteilung von Dänemark: Dänemark hat wohl einen sehr hochentwickelten Digitalpakt. So heißt es da, und hier zeigt sich, dass viel Nutzen nicht automatisch bedeutet, dass die Medienkompetenz dadurch zwangsläufig steigt.
Moritz: Was dann heißt
Moritz: Also, das heißt, 100 Prozent Wlan- Versorgung meinetwegen führt nicht dazu, dass die Kinder automatisch kompetenter werden, sondern dass eben, das haben wir vorhin auch schon so eigentlich überlegt, dass vor allem die Art und Weise der Mediennutzung, also oder wie die Medien im Unterricht eingesetzt werden, viel entscheidender ist. Und da ist tatsächlich dann auch eine Empfehlung der Studie, dass in Deutschland Lehrkräfte wesentlich mehr qualifiziert werden sollten. Und interessant finde ich dabei, dass es nicht nur um die tatsächliche Vermittlung von Medienkompetenz oder digitaler Kompetenz geht, sondern, und das finde ich halt so deutlich, auch um Chancengerechtigkeit.
Ralf: Ja, was ja eigentlich jetzt mit Medienkompetenz erst mal gar nichts zu tun hat und das Ergebnis von diversen Studien ja immer wieder ist, dass das Deutsche Schulsystem vor allem daran krankt, dass diese fehlende Chancengleichheit existiert, immer wieder das Problem.
Moritz: Genau das kann man so interpretieren. Also man könnte jetzt sagen: Okay, ja, wunderbar, wieder eine Studie, die einfach so ganz allgemein dem deutschen Bildungssystem nachweist, dass für schulischen Erfolg wesentlich wichtiger ist, aus welcher Familie ein Kind kommt, als das, was in der Schule passiert.
Ralf: Wobei du eben gesagt hast, als Schülerinnen und Schüler aber auch schon eigentlich erwarten, dass das Medienkompetenz in erster Linie oder diese Digitalkompetenz, dass sie die in der Schule erwerben.
Moritz: Das verstärkt Problem, und das ist der Punkt, bei dem ich so ein bisschen ins Nachdenken gekommen bin, denn ich habe an dem Tag, als die Studie veröffentlicht wurde, mit einem Lehrer gesprochen, der, also, ich hatte da zu dem Zeitpunkt wirklich nur eine Schlagzeile irgendwo zu den Ergebnissen gelesen habe, ich noch gar nicht weiter damit befasst, und ich glaube, der Lehrer hatte nicht viel mehr Ahnung. Aber wir haben uns trotzdem drüber unterhalten, macht man ja so keine Ahnung, aber trotzdem kann man darüber reden, und seine Haltung fand ich ganz interessant. Dann das, was er beschrieb, war, das sag ich mal, die Kinder. Er sagt, die Kinder sind den ganzen Tag da mit ihren Handys beschäftigt, machen irgendwie Schwachsinn, aber offensichtlich lernen die dabei gar nicht.
Ralf: Okay, das wäre tippen und wischen.
Moritz: Und das klingt jetzt ein bisschen doof, wenn ich sage, dass mein Gefühl war, dass er so klingt, jetzt so, als hätte so eine Art Genugtuung empfunden, so von Wegen, so Kummer: Da sind die fünf Stunden am Tag Handy und gucken TikTok-Videos und haben dabei nix gelernt. Also verstehst du, was ich meine?!
Ralf: Ehrlich gesagt,nicht so ganz.
Moritz: Also mein Gefühl ist oft, dass es Teile der Gesellschaft gibt, die sich immer freuen, wenn man der medienaffinen Jugend, die so viel Zeit in Social Media und Gaming investiert, am Ende nachweisen kann, dass sie trotzdem nicht medienkompetent sind.
Ralf: Ja, ich meine, wie sollten sie auch? Wenn du voran spielst, lernst du nicht Powerpoint, damit umzugehen?
Moritz: Ähm, wobei, du lernst auch was, aber zumindest wahrscheinlich nicht das, was diese Studie dann da abfragt. Aber ich wollte, wie soll ich sagen? Also, ich habe das Gefühl, dass es Lehrkräfte gibt, die sich sagen, warum soll ich den Kindern dann beibringen, wie man mit digitalen Medien umgeht? Die machen das ja sowieso die ganze Zeit, und vielleicht traut man sich deshalb manchmal nicht, digitale Medien im Unterricht einzusetzen, weil man Angst hat, sich zu blamieren, wenn die dann am Ende alles besser können.
Ralf: Ah, und dann bist du am Ende aus dieser Perspektive heraus ein Stück weit, vielleicht sogar erleichtert, dass rauskommt, dass die Kinder sowieso gar nicht medienkompetent sind.
Moritz: Kann ich mir zumindest so vorstellen, und das Gespräch ging noch weiter, also der Lehrer, mit dem ich total gut zusammengearbeitet habe, also war also, das möchte jetzt nicht, dass das irgendwie falsch verstanden wird, und auch der Workshop anschließend seiner Klasse war absolut großartig, und er erzählte dann, dass seine Schülerinnen und Schüler nach seinem Eindruck den ganzen Schwachsinn von TikTok glauben und nicht in der Lage sind, die Quellen zu hinterfragen oder Falschmeldungen oder so zu erkennen. Und ich habe dann das gesagt, was ich eigentlich in solchen Situationen immer sage, dass ich glaube, dass es halt auch von Geschichtsunterricht oder so die Aufgabe sein kann, in solchen Fällen meinetwegen mit Quellen im Internet zu arbeiten oder meinetwegen die Grenzen von ChatGPT zu erforschen oder so. Und da habe ich, glaube ich, genau auch ins Schwarze getroffen, als ich ihn dann gefragt habe, welche Fächer er unterrichtet.
Ralf: Ich ahne, dass Geschichte dabei war.
Moritz: Ich glaube Deutsch und Geschichte, und er war da so ein bisschen versichert, ich weiß nicht genau, aber zumindest sagte er dann, dass er als Lehrkraft da auch nicht ausreichend qualifiziert ist, um da jetzt in Geschichte mit solchen Dingen zu arbeiten.
Ralf: Naja, ich sag mal, die meisten Lehrerin und Lehrer, die irgendwann mal Geschichte studiert haben, da wird ChatGPT jetzt nicht so die riesen Rolle im Studium gespielt haben.
Moritz: Ich befürchte, dass künstliche Intelligenz auch heute keine große Rolle spielt, wenn du Geschichte auf Lehramt studierst. Aber zumindest hat der Lehrer mir dann auch sofort erklärt, dass es kaum Fortbildungsangebote gäbe oder indem man hat noch so viele andere Baustellen im Schulsystem.
Ralf: Ganz Unrecht hat er ja auch nicht.
Moritz: Nein, aber also, wir kamen dann halt irgendwie zum Ergebni kann man jetzt halt leider nicht viel machen, und das beschreibt irgendwie so dieses Dilemma. Also, ich glaube, dass viele in der Gesellschaft irgendwie so davon ausgehen, dass die Kinder und Jugendlichen, weil die so viel mit Medien machen, dann werden die da schon irgendwie ganz viele technische Kompetenzen irgendwie so nebenbei erlernen, und das funktioniert in anderen Bereichen ja auch nicht. Also, ein Kind kann sich vielleicht noch irgendwie Fahrradfahren beibringen, aber so den sicheren Umgang im Straßenverkehr bekommt man dann in Verkehrserziehung in der Schule vermittelt.
Ralf: Ich meine, du wirst ja auch nicht gleich zum Zweiradmechaniker, nur weil du ein Fahrrad hast oder so.
Moritz: Ne, aber warum sollte man?
Ralf: Ich meine, digitale Kompetenzen haben ja auch mit Gestaltung zum Beispiel zu tun. Das heißt, wie programmiere ich in der Datenbank, wie funktioniert ein Algorithmus und all diese Dinge halt.
Moritz: Das waren waren auch Sachen, die in der Studie abgefragt wurden. Also da ging es nicht nur um das Anwenden, sondern auch um das Entwickeln und Gestalten, und ganz interessant fand ich, dass es auch um Ordnerstrukturen beziehungsweise das Ablegen von Dateien und sowas alles ging.
Ralf: Was ja auch alles wichtig ist.
Moritz: Ja, habe ich auch erst gedacht, und dann habe ich drüber nachgedacht, ob das unter Umständen nicht ein ziemlich veralteter Blick ist. Also, ein, Ordnerstrukturen und Festplatten sind ja irgendwie so ne, so ne Übernahme von analogen Regalstrukturen, irgendwie so. Ich habe vor ein paar Tagen ein paar Fotos von ner Veranstaltung, wo ich irgendwas gemacht habe, auf unserem Server hier speichern wollen. Dann habe ich mich wieder gefragt, gehören diese Fotos jetzt in den Ordner Dokumentationen, wo dann diese ganzen Unterordner sind zu den ganzen Veranstaltungen, oder gehören die Fotos nicht eigentlich in den Ordner Nachbereitung in dem Ordner von dieser Veranstaltung? Irgendwie?
Ralf: Also, wenn ich es überlege, können sie wahrscheinlich in beide Ordner.
Moritz: Und jetzt stell ich mir jetzt vor, dass du als Studienteilnehmer sagst, ich speicher die Fotos sicher selber an zwei Stellen auf der Festplatte. Hättest du nicht den höchsten Score in deiner Digitalkompetenz bekommen?
Ralf: Und spätestens wenn du dann mit Tablets arbeitest, musst du ja sowieso nochmal ganz anders.
Moritz: Ja, und ich glaube auch in Zukunft wird halt in irgendwelchen clouds, da werden Dateien indiziert, irgendwo abgelegt wo du dann über: Ach, was weiß ich!
Ralf: Ich meine, es gibt Kompetenzen, die du heute einfach gar nicht mehr brauchst. Also, ich glaube, du kannst genauso wie ich einen Computer auseinander schrauben, und wir wissen, was Prozessor und Festplatte sind.
Moritz: Ja, klar. Wir sind damit groß geworden regelmäßig unsere Computer auseinanderzubauen, neue Grafikkarte rein, Speicher erweitern.
Ralf: Genau, und wenn du heute Speicherplatz erweitern willst, dann brauchst du einfach nur bei deinem Anbieter Gigabyte buchen.
Moritz: Und wir mussten einen Schraubendreher suchen und wurden ohne Informatikunterricht zu IT-Spezialisten.
Ralf: Weiß ich nicht, aber ich glaube, dass man sich früher in seiner Freizeit mehr so autodidaktisch irgendwelche Fähigkeiten angeeignet hat, um sich in irgendeiner Form ja, wie gesagt, im Internet präsentieren
Moritz: Wir mit unseren Schrauberein. Ich habe mir irgendwann selber beibringen müssen, wie man mit PHP so ein Gästebuch programiert.
Ralf: Ein Wissen, was du heute wahrscheinlich nicht mehr brauchst, was nicht mehr viel Wert ist.
Moritz: Das, da hast du Recht, ich könnte es aber, glaube ich, trotzdem noch, und ich glaube, das passt zu der Studie. Also, ich glaube, dass in Deutschland traditionell wahrscheinlich viele Kinder sich mehr oder weniger in der Freizeit Kompetenzen angeeignet haben, wie man so mehr oder weniger so nebenbei all diesen Kram lernt. Und Schule war da wahrscheinlich dann eher so der Ort, wo du es angewendet hast, wenn du es konntest. Aber wenn du es nicht konntest, dann war das irgendwie auch egal.
Ralf: Das heißt, die Schule ist vielleicht gar nicht schlechter geworden, und die Kinder tüfteln halt nicht mehr so viel wie früher.
Moritz: Und Medienkompetenz kommt nicht von alleine ein.
Ralf: Vermutlich nicht.
Moritz: Nein, ganz ernsthaft. Ich glaube, dass ein ganz großes Problem tatsächlich ein grundlegendes Problem des Schulsystems ist. Was in der Studie beschrieben wird, ist zum Beispiel, dass Mädchen bei dem Test besser abschneiden als Jungs, wird den anderen Studien auch immer wieder belegt. Es gibt eine sehr große Kluft zwischen Gymnasien und anderen Schulformen. Es gibt eine riesen Spaltung zwischen Arm und Reich. Von daher irgendwie na ja.
Ralf: Also so gesehen ist das Problem wahrscheinlich gar nicht die digitale Kompetenz, sondern eigentlich ein sehr bekanntes Problem.
Moritz: Ja, und da habe ich irgendwie auch, also mich, mich nerven total, dass man am Ende immer so die gleichen Sachen feststellt, und, wie gesagt, nichts Neues. Aber wir setzen uns hier auseinander, und du könntest wahrscheinlich auch eine Studie nehmen, die die Fremdsprachenkenntnisse von Kindern überprüft, oder Erdkunde oder so.
Ralf: Und auf der anderen Seite, die mehr Studien gemacht werden, je größer, ist ja auch vielleicht der Handlungsdruck.
Moritz: Wir müssen ja trotzdem nicht hier drüber reden.
Ralf: Das stimmt.
Moritz: Lass uns die nächsten drei Folgen ohne irgendwelche Studien machen.
Ralf: Das klingt nach guten Plan.
Moritz: Also wirklich so. Das wäre so mein Wunsch.
Ralf: Kommen wir zu den Rückmeldungen.
Ralf: Eine Hörerin schreibt, dass sie unseren Podcast eher zufällig gefunden hat und als, unglaublich hilfreich bei alltäglichen Diskussionen um die Mediennutzung mit ihren Kindern empfindet, und sie beschreibt sich selber so, dass sie eigentlich kein großer Fan von Smartphones und so weiter ist, aber ihren Kindern zuliebe, sich mit diesen ganzen Sachen trotzdem auseinandersetzt, und einen Satz finde ich so großartig treffend: Wir müssen uns über Dinge informieren, die wir eigentlich gar nicht wissen wollen.
Ralf: Und sich über Dinge informieren, die man nicht wissen will, ist echt Arbeit.
Moritz: Ja, und ich finde es großartig, wenn man sich zugunsten der Kinder mit all diesen Dingen dann entsprechend ausführlich auseinandersetzt und nicht einfach pauschal, sagen wir mal, Sachen verbietet, weil es auf den ersten Blick natürlich der einfachste Weg ist. Auf jeden Fall habe ich mich wirklich sehr über die Rückmeldung gefreut, dass wir da als hilfreich wahrgenommen werden.
Ralf: Jetzt erzähl mir aber doch endlich mal was zu den Klassenverbänden oder nicht Verbänden..
Moritz: Eben, wie schon angedeutet, hat mir eine Lehrerin geschrieben, oder vielleicht erst mal so viel vorweg. Ich habe einige Rückmeldungen bekommen, sowohl von Eltern als auch von Lehrkräften, dass wir mit unserer Folge also ein wirklich wichtiges Thema angesprochen haben. Problematisch scheint wohl auch zu sein, dass es in vielen Schulen keine so wirklich einheitlichen Regelungen gibt, mit diesen Dingen umzugehen.
Ralf: Ja, den Eindruck habe total.
Moritz: Und für diese Lehrkräfte kann unsere letzte Podcastfolge dann wie so eine Art Argumentationshilfe dienen, und da habe ich mich sehr gefreut. Und dann ist da der Punkt, den ich angesprochen habe: komplett auf Klassengemeinschaften zu verzichten. Wir haben in der letzten Folge darüber gesprochen, dass eine Klassengemeinschaft so etwas ist wie eine Zwangsgemeinschaft, die ich halt nicht verlassen kann, wenn ich das Gefühl habe, dass ich mit den Menschen dort irgendwie halt nicht zurecht komme auf die Dauer.
Ralf: Und das ist der Unterschied zu zum Beispiel außerschulischen Gruppen wie Sportvereinen oder so.
Moritz: Da kannst du einfach gehen, und das tolle ist jetzt, es gibt Schulen, in denen wird nicht in Klassen unterrichtet, und mit zwei Lehrkräften habe ich sehr ausführlich darüber sprechen können, weil ich wissen wollte, ob sie den Eindruck haben, dass es weniger Konflikte im Internet gibt, wenn es keine Klassengemeinschaften in der Form gibt.
Ralf: Kannst du ein bisschen genauer erklären, wie die Schulen dann so strukturiert sind, wenn die keine Klassengemeinschaften im klassischen haben?
Moritz: Wir können ein youtube Video, das mir auch zugesendet wurde, verlinken, indem eine solche Schule vorgestellt wird. Aber im Prinzip ist es so, dass aus den Klassenräumen werden sowas wie Lernbüros, und die Lehrkräfte werden zu Lerncoaches, und die Idee ist, dass die Kinder sich dann so einzelnen Themen widmen und dann selbstständig mit anderen Kindern gemeinsam lernen, aber nicht unbedingt in einem Klassenverband, und das heißt, sie können sich aussuchen, mit welchen anderen Kindern sie dann so eine kleine Lerngruppe bilden, und die sind dann viel kleiner als eine Klasse mit 30 Kindern, und dadurch, dass die Lehrkräfte nicht permanent anwesend sein müssen, ist es dann auch möglich, dass halt in so kleineren Lerngruppen die Kinder sich selber unterrichten, ohne dass sie die ganze Zeit betreut werden müssen, so vom Personalschlüssel.
Ralf: Aber in diesen kleinen Gruppen, also in den Lerngruppen, können sie dann aber auch WhatsApp Gruppen gründen.
Moritz: Das werden die wahrscheinlich auch tun, aber im Gegensatz zur Klassengemeinschaft ist es relativ unkompliziert, dann so eine Lerngruppe zu verlassen, wenn du merkst, das klappt halt nicht. Interessant finde ich halt, dass diese Bezugsgruppe, aus der du dir jetzt Menschen aussuchen kannst, mit dem du zu tun haben willst, nicht nur aus 30 Kindern besteht, sondern im Prinzip aus dem ganzen Jahrgang.
Ralf: Das sind dann unter Umständen 90 bis 120 Kinder oder so wahrscheinlich.
Moritz: Weiß ich in dem Fall jetzt nicht, wie groß die Schulen sind, aber im Prinzip ist das so, und die Wahrscheinlichkeit, dass du da Menschen findest, die dich so nehmen, wie du bist und nicht permanent fertig machen wollen oder so, ist dann wesentlich höher, und da musst du auch nachmittags nicht mit Leuten vernetzt sein, die du eigentlich gar nicht aushältst.
Ralf: Ja, aber in dem Beispiel ging es ja, oder in unserer Folge ging es ja nicht um mögen, sondern tatsächlich um Mobbing.
Moritz: Ja, also, ich glaube hier an dieser Stelle, dass alle Hörerinnen und Hörer, die die letzte Folge nicht gehört haben, an dieser Stelle wahrscheinlich nicht so richtig nachvollziehen können, was wir gerade besprechen und welche Richtung wir hier argumentieren.
Ralf: Dann sollte man die Folge vielleicht nochmal hören.
Moritz: Ja, und es lohnt sich. Es ist eine sehr gute Folge.
Ralf: Das heißt, ohne Klassengemeinschaft gibt es aber weniger Mobbing.
Moritz: Da haben wir jetzt gleiche Problem wie bei dieser Studie, weil man gewisse Sachen halt einfach nicht isoliert betrachten kann. Beide Schulen, mit denen ich jetzt mich auseinandergesetzt habe, zeichnen sich im Prinzip dadurch auch aus, dass bei allen oder vermutlich bei fast allen Lehrkräften eine viel höhere Sensibilität im Hinblick auf Gewalt oder Mobbing so vorherrscht, als ich das sonst erlebe, und Sozialtraining spielt eine unglaublich große Rolle, mehr als in vielen anderen Schulen, und im einen Fall ist es so, dass die die ersten zehn Tage oder zwölf, ich weiß nicht genau, nach den Sommerferien werden, erst mal dazu genutzt, dass die Jahrgangsstufe gemeinsam unterschiedliche Sachen erlebt, wie irgendwelche Ausflüge, und du weißt schon so Sozialtraining halt.
Ralf: Verstehe ich, aber die Zeit hat man in so einem eng strukturierten oder eng getakteten Schuljahr doch eigentlich gar nicht.
Moritz: Doch, und das ist das interessante, die eine Lehrkraft, mit der ich sprach, beschrieb mir, dass man das so sehen muss wie so ein Bankkonto, das heißt, du zahlst erst mal die ersten zwölf Tage ein, und für den Rest des Schuljahrs lebst du dann von den Zinsen.
Ralf: Okay, also, lieber am Anfang viel Zeit im Sozialtraining investieren...
Moritz: Beziehungsweise in Prävention...
Ralf: Stimmt, im Sinne von Prävention also, als dann später viel Zeit für Interventionen bei Konflikten zu brauchen.
Moritz: Genau und auf die Weise geht das wohl über das ganze Schuljahr hinweg dann auf, mit dem großen Unterschied, dass das Lernen halt insgesamt viel angenehmer für die Kinder und die Lehrkräfte letztendlich ist.
Ralf: Das könntest du aber auch mit einer ganzen normalen Klassengemeinschaft machen, wenn du das am Anfang des Schuljahrs entsprechend da Zeit investiert.
Moritz: Und das, das gibt es ja auch. Also ich kenne Lehrkräfte, die wirklich viel Zeit in Prävention investieren, um dann halt nicht nur effizienter, sondern angenehmer unterrichten zu können.
Ralf: Und letztendlich ja für alle Beteiligten.
Moritz: Genau, und ich habe von einer Schule gehört, bei denen beginnt das Schuljahr in der fünften Klasse noch nicht in Klassenverbänden, sondern erst mal in Form von unterschiedlichen Aktionen. So was weiß ich aber auch auf Jahrgangsebene. Und wenn die Kinder sich dann untereinander so ein wenig kennenlernen konnten oder auch die Lehrkräfte die Kinder auf eine andere Art und Weise kennen, als nur jetzt. Von den Angaben, die man von der Grundschule hat, dann werden erst die Klassengemeinschaften gebildet, die dann vermutlich auch besser funktionieren als mehr oder weniger so zusammengewürfelte Klassen.
Ralf: Ich find, das klingt doch total überzeugend!
Moritz: Da muss man halt jetzt sagen, dass die Schulen, mit denen ich mich auseinandergesetzt habe, schon wegen des viel höheren Stellenwerts, den da soziales Lernen hat, dass da weniger Mobbing auftritt. Das liegt nicht einfach nur daran, dass sie keine Klassenverbände haben.
Ralf: Das heißt, wir brauchen eigentlich eine Referenzschule mit innovativen Ansätzen...
Moritz: Die Sozialtraining als nicht innovativ betrachten.
Ralf: Und das wird es, glaube ich, nicht, wird es nicht geben.
Moritz: Von daher, ich wollte nur an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die scheinbar unumgänglich geltenden Klassengemeinschaften, mit denen Kinder unterrichtet werden, mit den Problemen, die dann in Social Media sich anschließen. Also das geht auch anders, wollt ich eigentlich nur sagen.
Ralf: Was haben wir noch?
Moritz: Wir haben noch was ganz Wichtiges vergessen in der letzten Folge.
Ralf: Wir haben das nicht vergessen. Wir hatten keine Zeit mehr, glaub ich.
Moritz: Wollte mich noch verabschieden bei allen, die uns beim Rasenmähen hören. Ja, das war sehr lustig. Also im April haben wir von einem unserer zuverlässigsten Hörer auf einem eine Rückmeldung zu den letzten acht Folgen, also über den ganzen Winter bekommen, und der hat den ganzen Winter über unseren Podcast nicht gehört, weil der, der hat einen großen Garten oder so, und immer, wenn er mit dem Aufsitzmäher da hin und herfährt, irgendwie halbe Stunde, Stunde oder so, dann hört er unseren Podcast. Und jetzt ist die Rasenmähersaison zu Ende, also eigentlich schon vor zwei Wochen zu Ende gegangen, und ich habe mich gar nicht von ihm verabschieden können.
Ralf: Und leider wird er das wohl erst im April hören.
Moritz: Und ich hoffe, dass er sich dann freut.
Ralf: Kommen wir zum nächsten Punkt. Welche Folge wollen wir denn empfehlen zum Weiterhören? Das haben wir noch gar nicht.
Moritz: Über künstliche Intelligenz, Bildung und Verantwortung vom 23. Dezember 2023.
Ralf: Da würde ich auf jeden Fall mitgehen.
Moritz: Dann machen wir jetzt Feierabend.
Ralf: Genau, wir verabschieden uns. Der nächste Medienerziehungs-Montag wäre dann der zweite Dezember.
Moritz: Rückmeldung bitte wie immer an podcast@smiley-ev.de oder über Direktnachricht bei Instagram. Das ist dann Instagram.com/smiley.ev.
Ralf: Bis dahin, eine gute Zeit.
Moritz: Von meiner Seite auch, und ich freue mich auf die nächste Folge. Da gibt's keine Studien, aber endlich wieder Besuch, bis dahin! Tschüss!
Moritz: Ich bin, ich bin nicht zufrieden. Ralf, warum nicht das, was ich da gesagt habe über diese Studien und so weiter? Das ist mein Bauchgefühl. Ich habe da keinen Bock mehr drauf.
Ralf: Ich gehe da mit.
Moritz: Aber das kommt irgendwie so wissenschaftsfeindlich rüber.
Ralf: Nein, so wirkst du nicht, das weißt du, glaube ich, auch. Eher kritisch.
Moritz: Und wo ich auch nicht so richtig glücklich bin. Wir arbeiten uns in dieser Folge eigentlich die ganze Zeit am Schulsystem ab, und das ist nicht unser Job. Wir machen hier ein Podcast zum Thema Medienerziehung, und wir stellen hier das ganze Schulsystem in lauter Punkten in Frage.
Ralf: Ja, aber ja, aber das kann doch auch hilfreich sein. Also wenn wir Lehrkräften aufzeigen, dass es sich was ändern muss, gerade weil sich Medienkompetenz verändert hat..
Moritz: Ja gut, wenn wir den Zusammenhang herstellen zu Medienerziehung, ja.
Ralf: Dann kann das schon hilfreich sein.
Moritz: Ich hoffe dass nicht. Also es gibt ja ganz viele tolle Klassen und Lehrkräfte, und die fallen da in dieser Folge so ein bisschen untern Tisch.
Ralf: Das stimmt.
Moritz: Es gibt auch viele tolle Lehrerinnen und Lehrer, die da autodidaktisch...
Ralf: Genau an denen arbeiten wir uns ja nicht, aber es geht ums Schulsystem.
Moritz: Na ja, nächste Folge wird optimal.
Ralf: Ja.
ICILS 2023
https://www.uni-paderborn.de/projekt/628
30 % der Überschuldeten hatten 2023 Schulden bei Onlinehändlern
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/11/PD24_N057_63511.html
Individualisiertes Lernen: Schulporträt Alemannenschule Wutöschingen
https://www.youtube.com/watch?v=gU_EbnKESVo&t=283s
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