Transkript:
Ralf: Eine offline Wirklichkeit am Vormittag ist, finde ich auch sehr, sehr weit weg von einer Online Wirklichkeit am Nachmittag.
Ralf: Am 21. April 2025 heißen wir alle Zuhörenden herzlich willkommen zu einer weiteren Folge "Was mit Medienerziehung", dem Podcast von smiley e.V..
Moritz: Der Verein smiley e.V. besucht Schulklassen, um Workshops zur Förderung der Medienkompetenz durchzuführen, diskutiert deutschlandweit mit Eltern und Fachkräften eine angemessene Form der Medienerziehung und betreibt diesen von Aktion Mensch geförderten Podcast, um verschiedene Themen und Aspekte unserer Arbeit zu vertiefen.
Ralf: Mein Name ist Ralf Willius.
Moritz: Und ich bin Moritz Becker.
Ralf: Und in dieser Folge wollen wir uns mit Argumenten gegen ein grundsätzliches Verbot der privaten Smartphonenutzung in Schule beschäftigen. In der letzten Folge dieses Podcasts haben wir uns mit den Argumenten dafür beschäftigt.
Moritz: Ganz knapp. Wir haben besprochen, dass weniger Smartphones an Schulen unter Umständen zu weniger heimlichen Filmen in Schultoiletten oder in Unterrichtssituation führen können. Lehrkräfte werden entlastet, wenn es im Unterricht nicht ständig zur Störung durch die Nutzung von Smartphones kommt. In den Pausen wird unter Umständen mehr face to face Kommunikation stattfinden oder klassische gruppendynamische Prozesse werden eher ermöglicht bzw. nicht verhindert durch eine Smartphonenutzung. Auch führt eine, haben wir glaube ich diskutiert, medienfreie Pause zu mehr Erholung durch Entschleunigung. Dann haben wir noch gesagt, dass das Vermeiden der Nutzung von ChatGPT im Unterricht das Unterrichten grundsätzlich erleichtert. Ich glaube, so viel kann man ganz kurz einfach zur letzten Folge sagen. Ich habe ergänzend noch die Rückmeldung bekommen, dass wir einen Aspekt nur sehr indirekt beschrieben haben, oder das würde ich auch tatsächlich zugeben, vielleicht komplett übersehen haben.
Ralf: Oh, da bin ich gespannt.
Moritz: Und ja, es geht um den Gedanken, dass wenn Kinder und wir reden, auch in dieser Folge ausschließlich über die weiterführenden Schulen.
Ralf: Na ja, es geht um Schülerinnen und Schüler.
Moritz: Ja, aber bei den fünften und sechsten Klassen reden wir ja durchaus über Kinder. Aber der Effekt, den ich beschreiben möchte, betrifft auch Jugendliche.
Ralf: Entschuldigung.
Moritz: Denn nein, alles gut. Ich unterbreche dich, glaube ich, statistisch gesehen viel häufiger.
Ralf: Fühlt sich auf jeden Fall so an-
Moritz: Ach, schon wieder. Aber egal. Wenn Schülerinnen und Schüler vormittags beispielsweise im Falle einer Ganztagsschule bis vielleicht sogar 16:00 den Alltag offline erleben und dabei vielleicht sogar feststellen, dass das gar nicht so ein Problem ist, dann werden die Kinder sich vielleicht auch dann in der Freizeit weniger mit Smartphones und Social Media beschäftigen, auch wenn es jetzt vielleicht erst mal für manche Kinder seltsam ist, von acht bis 16:00 keine online Spiele zu spielen oder nicht die Alltagsthemen posten zu können. Dass ihnen das dann aber in der Freizeit auch weniger fehlt, wenn sie dann freiwillig offline sein können infolge von lieben Gelerntes offline sein in der Schule.
Ralf: Ja, schöner Gedanke. Dazu habe ich mir auch was notiert, aber das eher als Argument gegen eine entsprechend restriktive Regeln.
Moritz: Du hast was notiert? Du bist richtig gut vorbereitet. Dann lass uns doch gleich mal mit dem Argument anfangen und einsteigen in die Sammlung von Argumenten gegen generelle Verbote der privaten Smartphonenutzung an Schulen.
Ralf: Wenn in der Schule Smartphones nicht generell verboten werden, sondern so etwas wie ich sage mal, Rituale eingeübt werden, wie ich mich trotz Anwesenheit des Handys auf gewisse Sachen konzentrieren kann, dann glaube ich, dass solche Rituale auch zu Hause übernommen werden können.
Moritz: Nach der gleichen Argumentation.
Ralf: Ja, wenn sie in der Schule als hilfreich empfunden wurden. Dabei erinnert mich an die Podcastfolge mit den Handy-Bettchen, in der wir beschreiben, dass nach jeder großen Pause die Schülerinnen und Schüler die Smartphones in den Flugmodus schalten und in liebevoll gestaltete Bettchen in Anführungsstrichen "schlafen legen".
Moritz: Meine Lieblingsfolge. Ich liebe sie.
Ralf: Ja, aber sich dann auf den Unterricht einlassen können. Und du hast beschrieben, dass die Kids das als so hilfreich empfanden und das zu Hause auch übernommen haben, das heißt zu Hause auch Handy-Bettchen haben, um zum Beispiel Hausaufgaben besser machen zu können. Und dann wird hier das, was in der Schule gelebt wird, zu Hause unter Umständen weitergeführt.
Moritz: Ich glaube, dass Dinge, die gelebt werden, viel nachhaltiger sind als Dinge, die klassisch vermittelt werden sollen.
Ralf: Und eine offline Wirklichkeit am Vormittag ist, finde ich auch sehr, sehr weit weg von einer online Wirklichkeit am Nachmittag.
Moritz: Gerade auch vor dem Gedanken der Etablierung von Ganztagsschulmodellen in den letzten, ich weiß gar nicht, sagen wir einfach mal 15 Jahren?
Ralf: Joa.
Moritz: Also hat auf jeden Fall dazu geführt, dass Kinder und Jugendliche heute durchschnittlich je nach Quelle 8 bis 9 Stunden in der Schule verbringen. Und deshalb ist für viele Familien die Schule auch so etwas wie ein, also nicht nur ein Ort, wo es darum geht, reines Wissen vermittelt zu bekommen.
Ralf: Nein, da muss ja auf einmal auch in der Schule lernen, wie man sich beim Mittagessen verhält oder so.
Moritz: Ja, ein sehr pragmatisches Beispiel.
Ralf: Ja, während in einer klassischen Familie, ich sage mal von 1990, das Vermitteln von Tischmanieren ganz klar zu Hause stattgefunden hat, spielt das heute in der Schulmensa eine wichtige Rolle.
Moritz: Also gerade, wenn wir über Tischmanieren sprechen, da spielen Smartphones auch eine Rolle. Also ich kenne das von mir selber. Wenn ich jetzt von irgendeinem Termin mit dem Auto zurückkomme und dann? Dann beanspruche ich für mich irgendwie vor dem Essen mit der Familie irgendwie so eine kurze Zeit einfach mal meinetwegen meine Nachrichten zu checken.
Ralf: Das mache ich auch so.
Moritz: Ja, genau. Da muss ich mich jedes Mal so ein Stück weit bremsen. Also zwischen nach Hause kommen und dann. Also ich weiß, ich werde jetzt von meiner Familie beansprucht, also die wollen Präsenz, sage ich mal ganz viel von mir. Die wollen irgendwelche Sachen erzählen oder wollen irgendwelche Einschätzungen von mir haben oder so und da reagiert die Familie genervt, wenn ich mich dann länger mit dem Smartphone beschäftige, als es meiner Familie dann in dem Moment passt. Und dann vielleicht sogar beim Essen online bin.
Ralf: Ja, ich überlege grad. Redest du jetzt eher aus seiner Perspektive als Vater oder versuchst du dich gerade in die Perspektive von Schülerinnen und Schüler zu versetzen?
Moritz: Vielleicht beides. Also vielleicht hat ein Jugendlicher auch ein Recht darauf, nach sechs Stunden Unterricht ohne Nutzung des privaten Smartphones einmal ganz kurz sich einen Überblick zu verschaffen, was man unter Umständen online verpasst hat.
Ralf: Das geht ja nicht nur unbedingt um Dinge, die man verpasst hat.
Moritz: Nein, nein, eigentlich nicht. Genau. Man verschafft sich einen Überblick, was in der Welt passiert ist, sowohl jetzt vielleicht bei Nachrichtenportalen als auch meinetwegen im Messenger oder so.
Ralf: Ja, und zwischen nach Hause kommen und von der Familie in Beschlag genommen zu werden, hast du unter Umständen nur fünf Minuten Zeit. Und hier sich nicht zu verzetteln, ist dann wahrscheinlich die große Herausforderung, die man lernen muss.
Moritz: Das ist eine Herausforderung, die ich als Erwachsener lernen musste. Manchmal habe ich auch das Gefühl, ich könnte da noch besser werden. Also zum Beispiel welchen Chat öffnest du jetzt besser nicht, weil die blauen Haken bei WhatsApp einen unter Umständen dann selber total stressen, weil man da irgendwas Ausführliches schreiben müsste. Aber man hat irgendwie nicht die Zeit. Oder lese ich jetzt hier noch einen Artikel bei Zeit Online über irgendwelche Koalitionsverhandlungen oder Zölle in den USA usw.
Ralf: Ja, und das wäre dann zum Beispiel etwas, was Jugendliche ja dann in der Schule lernen könnten. Wenn es-
Moritz: In der Ganztagsschule.
Ralf: Wenn es beispielsweise die Übereinkunft gibt, beim Essen in der Mensa am Tisch sich mit anderen Menschen zu unterhalten und dass dort ein Handy unter Umständen eher kontraproduktiv wirken kann. Das bedeutet, nach der sechsten Stunde brauchen Kinder und Jugendliche ja, weil sie normale Menschen im 2025 sind, einfach kurz Zeit, sich ein Update einzuholen und dann das Handy wegzulegen und sich mit anderen Menschen face to face beim Mittagessen zu unterhalten.
Moritz: Ja, und wenn du jetzt eine generelle Abstinenz zwischen 8 und 16 Uhr auf dem Schulgelände initiierst oder erwartest, dann können Schülerinnen und Schüler zum einen nicht das Umschalten zwischen offline und online in mehreren alltäglichen Situationen, wie zum Beispiel beim Essen üben.
Ralf: Stimmt, das ist eine Art Üben.
Moritz: Genau. Menschen 2025 müssen in der Lage sein, sich kurz einen Überblick zu verschaffen, der aber nicht zu lange sein darf, weil man anschließend face to face mit anderen Menschen vielleicht essen möchte. Also es geht ja nicht darum, dass ich das muss, sondern das vielleicht auch selber mag, dieses Ritual. Und wenn Kinder das nicht in der Schule üben können, dann kann das ausschließlich zu Hause erlernt werden.
Ralf: Und da befürchte ich, dass es Familienkonstellationen gibt, in denen genau das gar nicht gelernt werden kann.
Moritz: Und das ist ein Punkt, den ich mir zwar nicht aufgeschrieben habe, aber über den ich sprechen wollte. Also ich glaube, dass es Familien gibt, in denen es einfach gar keine gemeinsamen Mahlzeiten in irgendeiner Form gibt.
Ralf: Was ich als altmodischer Mensch ganz traurig finde.
Moritz: Ja, aber hier muss man sich einfach mal hineinversetzen in eine Realität, in der Alleinerziehende im Schichtdienst arbeiten müssen und auf diese Weise unter Umständen kaum die Möglichkeit haben, in der Woche jetzt mit den Kindern bilderbuchmäßig gemeinsam zu essen.
Ralf: Das heißt, Familienstrukturen, in denen Rituale, wie wir sie gerade besprochen haben, auch im Alltag gelebt werden, sind unter Umständen dann gar nicht darauf angewiesen, dass solche Dinge in Schule eingeführt.
Moritz: Das meine ich, genau. Das heißt die Bullerbü Familie, in der alles mega ist. Die Familie hat tolle Essensrituale und so was alles. Da ist es egal, was in der Schule.
Ralf: Ja. Aber wenn Kinder aus Familien, bei denen die Eltern mit der Medienerziehung überfordert sind, eigentlich besonders darauf angewiesen wären, dass das in der Schule dann erlernt wird.
Moritz: Ja, und da finde ich wichtig, dass man an dieser Stelle berücksichtigt, dass in den Schulgesetzen der jeweiligen Bundesländer ganz klar steht, dass Schule einen Erziehungsauftrag hat. Also mit aus diesem Grund.
Ralf: Ja, aber an dieser Stelle muss dann vielleicht auch gesagt werden, dass es viele Lehrkräfte sich ja eher darüber ärgern, wie unbegleitet viele Kinder zu Hause Social Media nutzen dürfen und welche problematischen Folgen das entsprechend für den Schulalltag hat.
Moritz: Genau. Genau. Und genau diese Eltern, über die man sich dann aufregt. Genau diese Eltern sollen jetzt zu 100 % für die Medienerziehung zuständig sein, wenn Schule sich dann zu 100 % rauszieht. Also weißt du, was ich meine? Das kann nicht funktionieren.
Ralf: Das kann nicht funktionieren.
Moritz: Also ich habe mal mit jemandem gesprochen, der in einem Handwerksbetrieb erlebt, wie schwer es manchen Auszubildenden, also die 15, 16-jährigen, wie schwer es denen fällt, während der Arbeitszeit das Smartphone nicht zu benutzen. Und er sagt also das private Smartphone für private Kommunikation. Und er sagt, es gibt Kinder, die haben nie gelernt, tatsächlich das Handy zur Seite zu legen und Verantwortung zu übernehmen.
Ralf: Idealerweise lernt man aber genau das bis zur zehnten Klasse, sage ich.
Moritz: Das erwartet er zumindest.
Ralf: Sich vom Handy nicht ablenken zu lassen. Und das funktioniert in Anwesenheit des Smartphones in der Praxis deutlich besser als in einer simulierten, smartphonefreien Welt, die es außerhalb von Schule ja irgendwie gar nicht gibt.
Moritz: Ja, und Schule ist oft irgendwie so ein Ort der Simulation und ich glaube, Familie ist das eigentlich nicht. Also Familie simuliert nicht, Familie lebt. Und deshalb fand ich gerade das, was du gesagt hast, das, was in der Schule gelebt wird. Das Entscheidende ist, was dann nachmittags weitergeht. Und ich glaube, es gibt nicht nur Familien, die das aus verschiedenen Gründen selber nicht leben können. So dieses Wie gehen wir respektvoll miteinander und Smartphones gleichzeitig um. Und ich glaube auch, dass es Familien gibt, die beispielsweise die Risiken, sagen wir, wenn wir jetzt über problematische Inhalte sprechen, komplett unterschätzen. Und das sind dann Kinder, die in der Freizeit sehr verstörende Videos gucken und mit den Eltern nicht darüber sprechen können. Also vielleicht, weil die Eltern irgendwie das auch nicht machen wollen oder das nicht anbieten. Und da glaube ich, dass dann diese Kinder auch in der Schule wieder Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner brauchen, an die sich dann, also ich sage das mal ganz konkret, ein wirklich seelisch verletztes Kind durch entsprechend problematische Filme im Internet, an die sich das Kind wenden kann.
Ralf: Ja, das ist auch ein Stichwort, was ich mir notiert habe. Schule muss ansprechbar sein in Krisen. Ich verweise hier noch mal auf unsere Folge vom 27. Januar dieses Jahres.
Moritz: Alter, du bist strukturiert.
Ralf: Ja und da haben wir genau darüber gesprochen, wie wichtig es ist, dass Eltern für ihre Kinder in Krisen mit Social Media ansprechbar bleiben oder ansprechbar sind.
Moritz: Ich meine, dass wir in der Folge darüber gesprochen haben, dass so eine Voraussetzung sein muss, dass Medienerziehung generell, ich sage mal, wohlwollend stattfinden muss. Also, dass ein Kind weiß. Bzw. Wenn ein Kind weiß, meine Eltern hassen TikTok und sie würden sich wünschen, dass ich es nicht benutze, dann ist es viel schwieriger, nach einem verstörenden Video zu seinen Eltern zu gehen, um um Hilfe zu bitten, weil man irgendwie immer so damit rechnen muss, dass eher so eine Aussage kommt wie siehst du? Und deshalb wollen wir eigentlich nicht, dass du TikTok benutzt.
Ralf: Und wenn sich Schule präsentiert als Institution, die generell Smartphones in erster Linie vor allem für ein Problem hält, dann kann unter Umständen diese Institution auch nicht Anlaufstelle sein für Kinder, die Social Media grundsätzlich lieben und dennoch dort sehr, sehr, sehr problematische Situationen Videos sehen, erleben.
Moritz: Das ist ein ganz zentraler Punkt. Ich habe mit einer 15-Jährigen über unsere beiden Podcastfolgen, also über diese hier und die letzte gesprochen. Und sie erzählte dann, dass ihr Schulleiter sinngemäß gesagt hat, dass wenn es nach ihm ginge, die ganzen schrecklichen. Das waren ihre Worte, also wirklich schrecklichen Smartphones der Schülerinnen und Schüler einfach zu Hause bleiben müssten. Und wenn das die angenommene Haltung bei den Schülerinnen und Schülern ist, dann ist das eine Barriere zwischen Schule und Schülerinnen und Schülern.
Ralf: Ja klar, Schule könnte ja auch sagen, Smartphones sind eine ganz tolle Sache und auch Social Media macht enorm viel Spaß, hat aber in der Schule nichts zu suchen, weil es hier um andere Dinge geht.
Moritz: Ja, und das ist es ein anderes. Ja, wenn man so will, Framing. Ja, und gleichzeitig kann es aber nicht die Argumentation einer Ganztagsschule sein. Also Ganztagsschule ist ein Teil des Lebens und Social Media ist ein Teil des Lebens. Und wir haben in der letzten Folge über ein Kind gesprochen, das sich nicht in die neue Umgebung integrieren möchte. Weißt du noch? Da ging es um das Kind, das in der großen Pause dann mit den eigentlichen Freundinnen und Freunden, die auf ganz andere Schulen geht, online spielt und sich halt nicht so am normalen Spielgeschehen auf dem Schulhof beteiligt.
Ralf: Ja, unsere Idee oder Gedanke war, dass wenn dieses Kind gezwungen ist, offline zu sein, es sich eher auf den Weg macht, neue Freundinnen oder Freunde zu finden.
Moritz: Sich zu integrieren.
Ralf: Genau.
Moritz: Und jetzt könnte aber auch eine Chance sein, dass beispielsweise die Pausenaufsicht oder irgendjemand anderes, der das mitbekommt, sich dann zu diesem Kind setzt und einfach nur nachfragt. Wie geht es dir gerade? Oder was machst du eigentlich gerade mit deinem Smartphone, während die anderen hier alle spielen? So, mehr oder weniger. Und auf diese Weise bekommt das Kind vielleicht die Möglichkeit zu erklären, dass es mit dem Smartphone, mit Freundinnen und Freunden aus der Grundschulzeit spielt oder so, die einem aber total fehlen. Und jetzt hätte die Lehrkraft oder wer auch immer in diesem Fall die Möglichkeit, das Kind zum einen erstmal darin zu bestärken, dass es sicherlich traurig ist, ohne die tollen Leute aus der Grundschulzeit jetzt zur weiterführenden Schule gehen zu müssen. Und dass es auch total nachvollziehbar ist, wie man sich dann da so alleine fühlt, also verstehst, was ich meine? Also dieses Kind dann da abzuholen und gleichzeitig das finde ich, ist das Wertvolle, mit viel Empathie zu beschreiben, dass man vielleicht sich in der neuen Umgebung wohler fühlt, wenn man sich jetzt auf diese neuen Kinder einlässt und vielleicht dann einfach mal sagt, Ich gebe dem eine Chance, dass man sagt na klar, ist toll, dass du das mit dem Smartphone machen willst, kann ich total verstehen. Probier gleichzeitig vielleicht auch mal hier in die Offline Interaktion zu gehen.
Ralf: Die Idee ist wunderbar, Moritz. Aber ich glaube, das braucht unglaublich viel Zeit. Und dass diese Zeit-
Moritz: Nein. Haltung und Zeit.
Ralf: Ja, die Zeit. Hast du in der Aufsicht nicht.
Moritz: Wir sind in der letzten Folge mehrere Male an den Punkt gekommen, dass ein Hauptargument für entsprechende Verbote der Smartphonenutzung ist, dass die Lehrkräfte nicht die Ressourcen oder die pädagogischen das pädagogische Handwerkszeug haben, um so die Konkurrenz zu bestehen, sowohl in der Pause als auch im Unterricht. Und ich glaube aber, dass es in der Schule eben viel mehr als nur um das geht, was im Unterricht vermittelt wird, was aber aus verschiedenen Stellen dann doch wieder nicht gelebt wird. Also dann beschränkt man sich auf die Wissensvermittlung und der Rest kommt dann zu kurz, weil die Ressourcen nicht da sind.
Ralf: Ja, ich habe auch noch einen Gedanken zu dem Kind, das lieber etwas mit dem Handy macht, als mit anderen Kindern zu spielen. Vielleicht ist es auch völlig legitim, sich mal zu entscheiden, lieber etwas mit dem Handy zu machen, als mit anderen zu spielen.
Moritz: Ja, aber es ging in dem Fall um ein Kind, das das mehr oder weniger jede Pause so macht. Also das sich wirklich isoliert.
Ralf: Das habe ich verstanden. Mir geht es aber darum, dass es auch legitim ist, in den 20 Minuten Pause, die ich habe, fünf Minuten kurz was mit dem Handy zu erledigen.
Moritz: Ja, gut, machen Lehrkräfte im Lehrerzimmer ja auch. Und ich auch.
Ralf: Ja, aber das ist 2025. Und ich kann absolut nachvollziehen, dass Schülerinnen und Schüler das für sich auch in Anspruch nehmen.
Moritz: Okay, dann ein anderer Punkt. Wir haben jetzt viel darüber gesprochen, dass Schule sich nicht zu sehr von der Realität des Alltags entfernen sollte. Gleichzeitig glaube ich auch, dass es wichtig ist, dass Schule ein Ort ist, an dem sich Schülerinnen und Schüler in ihren Bedürfnissen ernst genommen fühlen. Vielleicht entspricht das dem, was du da überlegt hast und das klang zum Beispiel aus der Perspektive dieser 15-Jährigen überhaupt nicht heraus. Also eher das Gegenteil. Der Schulleiter in ihrer Wahrnehmung ist eher so ein Feind als Partner.
Ralf: Das sind ganz schön harte Worte.
Moritz: Ja, ich glaube, das ist das ein ganz entscheidender Punkt. Die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler. Und da gibt es in Neuseeland jetzt erste Erfahrungen mit restriktiven Verboten der Smartphonenutzung in der Schule.
Ralf: Spannend.
Moritz: Ja, also im März 2024, also ziemlich genau vor einem Jahr, wurde in Neuseeland ein sehr umfassendes Handyverbot eingeführt. Und da erstreckt sich das Verbot über den gesamten Schultag, also auch über die Pausen. Es gibt so Ausnahmen, also ich glaube so für medizinische Notwendigkeiten oder so.
Ralf: Okay, und welche Erfahrung hat man da nach dem ersten Jahr machen können?
Moritz: Genau. Die Schülerinnen und Schüler haben kritisiert, dass sie in verschiedene Entscheidungsprozesse nicht aus ihrer Sicht ausreichend einbezogen wurden. Sie wünschen sich generell mehr Mitbestimmung bei der Gestaltung der Regeln und vor allem die strikte Handhabung. Während der Pausen und während der Mittagszeit wurde da wirklich ganz deutlich kritisiert. Was wohl viel Arbeit gemacht hat, ist die Durchsetzung des Verbots, zum Teil gegen den Widerstand einiger Schülerinnen und Schüler. Also bestimmt nicht von allen. Es gab auch viele positive Erfahrungen. Nach meinen Recherchen gibt es noch keine wirklich fundierte wissenschaftliche Evaluation, sondern nur verschiedene Medienberichte, die so über einzelne Beobachtungen berichten.
Ralf: Also eigentlich geht es da ja um um demokratische Strukturen an Schulen und.
Moritz: Das, was die Schülerinnen und Schüler beanstanden.
Ralf: Ja und das jetzt hier zu diskutieren, würde den Rahmen sprengen.
Moritz: Aber ich glaube, es ist ein grundlegendes Problem am Schulsystem, das die Bedürfnisse von einzelnen Schülerinnen und Schülern nicht ausreichend berücksichtigt werden können und demokratische Strukturen oft nur sehr oberflächlich vorhanden sind. Was jetzt bei so einem Thema, glaube ich, auch noch mal zum Problem wird, wenn es nicht sowieso schon eins ist.
Ralf: Eine Argumentation, die mich in unserer letzten Folge sehr beschäftigt hat, war der Gedanke, dass es Kinder und Jugendliche selbst entlastet, wenn die Nutzung eingeschränkt oder verboten ist. Ja, da haben wir drüber gesprochen, dass manche Schülerinnen und Schülern es genießen, dass wenn das Handy verboten ist, man viel weniger auf die Idee kommt, sich damit abzulenken.
Moritz: Die würden sich auch nicht beschweren. Ja.
Ralf: Gibt es dazu auch Contra Argumente?
Moritz: Das ist. Ja ich glaube, dass es in fast allen Bereichen entlastend ist, wenn mir Dinge abgenommen werden, die ich nicht kann. Klar, und das ist im Zusammenhang mit Lernen nicht immer hilfreich. Also ich glaube zum Beispiel, dass viele Schülerinnen und Schüler kein Problem damit hätten, wenn man ihnen verbietet, im Matheunterricht zu rechnen und man immer die Lösung für die Aufgabe, die auch errechnet werden könnte, immer gleich mit auf den Weg gegeben werden würde.
Ralf: Das klingt ein wenig absurd.
Moritz: Ja, Rechnen ist in der Schule nicht verboten, sondern wird immer wieder trainiert. Und das Ziel ist die Lösung einer Aufgabe. Der Weg ist das Lösen der Aufgabe durch Rechnen und aus dem Scheitern wird gelernt, bis man es dann irgendwann kann. Und das ist anstrengend.
Ralf: Ja, aber was willst du mir damit sagen?
Moritz: Ich will sagen, dass eine Menge Schülerinnen und Schüler ein Rechnen Verbot im Matheunterricht völlig unproblematisch finden würden, wenn sie die Lösung auch so präsentiert bekommen würden bzw. erreichen könnten. Oder eine 1 haben.
Ralf: Ein Rechnen Verbot in Mathe?
Moritz: Ja, das klingt jetzt erst mal wie du sagst absurd. Aber übertragen wir das auf die Smartphonenutzung. Das Ziel ist, dass du dich nicht von deinem Smartphone ablenken lässt. Damit das nicht passiert, brauchst du eine Strategie. Das ist besonders wichtig, wenn dich der Unterricht gerade vielleicht auch nicht so wirklich interessiert, aber trotzdem ein Interesse an einer guten Note besteht, sage ich mal und hier brauchst du also einen Lösungsweg. Also du brauchst die Kompetenz, das spannende Handy nicht zu benutzen, sondern sich, dass du dich auf die Aufgabe einlässt. Und das wirst du mehrere Male versuchen und nicht hinkriegen. Du wirst scheitern, bis du irgendwann einen Lösungsweg gefunden hast, der dann über den Schulunterricht hinaus funktioniert. Meinetwegen Handy, Bettchen oder irgendwelche anderen Rituale.
Ralf: Okay, und wenn ich das Handy verbiete bzw. es ausgeschaltet in irgendeinem Safe liegt, dann ist der Lösungsweg ja schon vorgegeben, nämlich offline zu sein und.
Moritz: Und das ist entlastend für alle Kinder, die das noch nicht selber können. Und deswegen ist es auch kein Wunder, dass sie sich nicht darüber beschweren, sondern sagen: Mir hilft das.
Ralf: Ich weiß nicht, ob der Vergleich passt. Also Ziel des Matheunterrichts ist es, das Rechnen zu lernen.
Moritz: Und so wie wir das vorhin beschrieben haben, ist auch Ziel der schulischen Bildung das Vorbereiten auf den zukünftigen Arbeitsalltag und generell Kompetenzen zur Bewältigung von Alltagsaufgaben zu vermitteln. Und dazu gehört auch, wie kann ich mich konzentrieren, obwohl mein Handy da ist, was mich ablenken könnte.
Ralf: Das heißt, du meinst, die Fähigkeit, sich nicht ablenken zu lassen vom Smartphone, ist auch die Aufgabe von Schule zu vermitteln.
Moritz: Genau. So wie wir es vorhin gesagt haben.
Ralf: Aber hier muss, glaube ich, auf jeden Fall zwischen den Altersstufen unterschieden werden. Man kann von einem Kind in der fünften Klasse wesentlich weniger erwarten als von Jugendlichen im Abschlussjahrgang. Es braucht also eine stufenweise oder vielleicht sogar stufenlose Regelung von verhältnismäßig restriktiven Regeln hin zu einer freiwilligen Teilnahme am Unterricht. Und so freiwillig ist sie ja auch nicht immer.
Moritz: Die Teilnahme am Unterricht?
Ralf: Ja.
Moritz: Theoretisch nicht. Aber wenn ich jetzt zum Beispiel Vorträge gestalte und 90 Minuten mit einer Gruppe frontal arbeite, beispielsweise im Rahmen einer Fortbildung für Lehrkräfte, dann sind da immer Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die zu Beginn irgendetwas mit ihren Smartphones oder Tablets veranstalten. Und für mich sind diese Menschen dann immer eine ganz große Herausforderung.
Ralf: Also empfindest du es nicht als verunsichernd, wenn da so Leute sitzen?
Moritz: Nein. Mein Ziel ist dann so interessant zu sein, dass sogar diese Menschen sich für meinen Vortrag am Ende entscheiden. Und ich glaube, ich fände es komischer, wenn ich dem Publikum verbiete, Smartphones zu benutzen, weil ich Angst habe, dass ich in der Konkurrenz zum Handy nicht bestehen kann. Und so gesehen ist es ist für mich, sage ich mal, die Quote der Zuhörenden, die sich für das Handy entscheiden. So eine Art Qualitätsmanagement für meine Performance.
Ralf: Du hast aber das große Glück, sage ich mal, da wirklich eine Performance abzuliefern oder abliefern zu können. Wenn du Vorträge hältst, das ist nicht, würde ich jetzt nicht vergleichen, mit sehr trockenem Vermitteln von Unterrichtsinhalten mitunter.
Moritz: Ja klar, das kann ja, das kannst du jetzt nicht runterbrechen auf jede Erdkundestunde oder so, aber ich stelle da schon einen großen Unterschied fest. Also ich jetzt auch in meiner Arbeit, ob ich jetzt an einer Schule ein. Ob ich jetzt in einer Schule eingeladen werde, wo die Lehrkräfte an meinem Vortrag teilnehmen müssen im Rahmen einer Dienstversammlung oder so, oder ob es sich wirklich um eine freiwillige Teilnahme im Rahmen einer Fortbildung handelt. Aber generell hast du recht. Also mir ging es eher um das Grundprinzip. Nach meiner Auffassung kannst du Menschen eigentlich immer nur ein Angebot machen, sich auf das einzulassen, was du im Rahmen von Bildung vermitteln möchtest. Und wenn die Schülerinnen und Schüler in der von dir beschriebenen langweiligen, wenn ich das so sagen darf, Unterrichtssituation dieses Angebot nicht annehmen wollen, weil sie es nicht attraktiv finden, dann liegt da eine ganz große Chance drin, genau das mit der Lerngruppe zu reflektieren.
Ralf: Das heißt, die Lehrkraft müsste ganz offensiv sagen. Das, was wir hier jetzt machen, ist leider sehr langweilig und tut mir einen ganz großen Gefallen, wenn ihr eure Handys jetzt einfach weit, weit weg legt. Weil das wird nicht einfach jetzt.
Moritz: Genau. Oder vielleicht auch die eigene Situation entsprechend zu beschreiben. Also ich fände es sehr beeindruckend, wenn ich als Lehrkraft in einer solchen Situation innehalte und der Lerngruppe meine Situation schildere.
Ralf: Die da wäre?
Moritz: Ja, dass ich zum Beispiel sage, dass es mich verunsichert, wenn alle permanent auf ihre Handys gucken, während ich mir Mühe gebe, etwas sehr Komplexes zu erklären. Oder dass ich mich nicht respektiert fühle. Oder einfach nachzufragen: Wie müsste ich denn den Unterricht jetzt gerade gestalten, damit ihr euch als Lerngruppe darauf einlassen könnt?
Ralf: Wäre nicht so kompliziert.
Moritz: Nein, eigentlich klingt das ganz einfach. Aber es setzt eine gewisse Haltung voraus. Nämlich die, dass Smartphones nicht pauschal süchtig machen, sondern dass es unter Umständen auch an meinem Angebot als Lehrkraft liegen kann, wenn die Schülerinnen und Schüler sich gegen meinen Unterricht entscheiden oder gegen die Möglichkeiten der Nutzung des Schulhofs oder was auch immer.
Ralf: Das hat vielleicht auch gar nicht so viel mit mir als Person zu tun, sondern vielmehr mit einer grundlegenden Ablehnung von Schule, zum Beispiel. Egal, wer gerade unterrichtet.
Moritz: Bei manchen Schülerinnen und Schülern wird das so sein und da könnte eine Konsequenz sein, dass man sich dann darauf einigt, die Smartphones einfach komplett wegzulegen, weil das gemeinsame Ziel, also das gemeinsame Ziel der Lerngruppe, unabhängig von langweiligen Themen am Ende dann doch irgendwie ein Schulabschluss ist.
Ralf: Klingt aber sehr anstrengend und zeitintensiv.
Moritz: Ja, aber ich glaube, dass es wichtig ist, dass Kinder beispielsweise auch lernen, sich bei Freundinnen und Freunden auf dem Schulhof. Dann haben die die Perspektive. Im Prinzip, die wir jetzt gerade aus der Rolle der Lehrkraft beschrieben haben. Sich darüber zu beklagen, dass meinetwegen die anderen da alle mit ihrem Handy rumhängen, obwohl man selber vielleicht was ganz anderes mit der Gruppe machen möchte.
Ralf: Ich bin da noch bei dem Punkt von vorhin, dass Schülerinnen und Schüler das Handy benutzen. In Momenten, in denen wir das als Erwachsene halt als nicht so sinnvoll finden.
Moritz: Schön beschrieben. Genau diese Perspektive.
Ralf: Aber ich finde eine wirklich von Interesse geprägte Frage. Warum hast du dich gerade entschieden, etwas mit dem Handy zu machen? Kann da total aufschlussreich sein.
Moritz: Ja, die kannst du nur stellen, wenn tatsächlich wirklich gerade jemand das Handy benutzt. Also solche Sachen kannst du nicht in der Theorie simulieren oder besprechen.
Ralf: Das geht nur live.
Moritz: Wo du das jetzt angesprochen hast. Mit welchen Antworten muss ich denn rechnen?
Ralf: Ich weiß nicht. Vielleicht würde die Person sagen, dass sie sich keine Sorgen macht um ihr Haustier, was gerade krank ist und einfach nur mal kurz nachgucken wollte, was die Eltern geschrieben haben. Dann habe ich gesehen, dass beim Smartphone Spiel da gerade was gemacht werden muss und dann habe ich mich so ein bisschen verzettelt und hatte eigentlich gar nicht vor.
Moritz: Und das könnte jetzt unter Umständen dann hilfreich sein, dass ich als Lehrkraft vielleicht deutlich mache, ich kann das nachvollziehen, dass man in Ausnahmesituationen wie am kranken Haustier das Bedürfnis hat, aufs Handy zu gucken. Es ist einfach menschlich und das ist gleichzeitig schwer. Fällt zwischen den ganzen Push-Nachrichten wirklich nur die Nachrichten in der Chatgruppe mit den Eltern zu suchen und gleichzeitig auch wieder zu überlegen, welche Rituale jetzt helfen würden, ohne aber Und das Handy ist schlecht oder irgendjemand hat einen Riesenfehler gemacht und da kann das Ergebnis sein, dass man meinetwegen jetzt sagt okay, gerade weil es so schwer ist, sich nur auf diese eine Nachricht zu fokussieren, sollte vielleicht in einer Unterrichtssituation gar nicht geguckt werden. Und das funktioniert wahrscheinlich am besten, wenn ich weiß, dass ich wenigstens in der Pause oder wenigstens letztendlich in der Pause nach dieser Nachricht suchen kann, als wenn ich dann wirklich bis 16 Uhr warten soll.
Ralf: Das wäre auf jeden Fall ein Argument für die Smartphonenutzung in den Pausen.
Moritz: Zumindest sind das ganz viele Argumente, die wirklich dafür sprechen, Smartphones nicht generell zu verbieten. Und das ist ja jetzt auch tatsächlich das Ziel dieser Folge, einfach mal wirklich ganz genau zu gucken. Was spricht dafür, Smartphones zu erlauben, während wir in der anderen Folge wirklich nur geguckt haben, was verboten werden soll. Und da waren viele sehr, sehr gute Argumente dabei, die für ein Verbot sprechen.
Ralf: Hm, auch mit Verboten werden manche, die Handys benutzen oder Schülerinnen und Schüler, die beispielsweise das Handy missbrauchen wollen und heimlich filmen, dann trotzdem unter.
Moritz: Also ich bin davon überzeugt, dass du wirst nicht die ganzen Probleme durch Verbote aus der Welt schaffen. Du musst trotzdem zu diesen Themen arbeiten. Und manche Lehrkräfte berichten mir, dass es total nervt, als Pausenaufsicht ständig Smartphones einzukassieren oder dann auch sehr anstrengende Diskussionen zu führen, wo man dann auch manchmal das Gefühl hat, das hatte mir eine Lehrerin erzählt, dass sie das Gefühl hat, das manchmal auch sehr unverhältnismäßig, das dann alles so durchzusetzen. Und das macht dann auch viel mit der Bindung zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern. Und die, die wirklich was mit dem Handy problematisches machen wollen, also wirklich Schaden anrichten wollen, die erwischst du dann in der Regel sowieso nicht.
Ralf: Ja und was machen wir jetzt? Sollen Smartphones generell verboten werden? Ja oder nein?
Moritz: Ich glaube, oder wir müssen uns da, glaube ich, auch nicht jetzt ganz eindeutig festlegen nach diesen beiden Folgen. Also was ich auf jeden Fall glaube ist, dass eine landesweite Regelung nicht notwendig ist bzw. Schulen den notwendigen Spielraum nimmt, den man eigentlich in diesem Bereich braucht.
Ralf: Das heißt, so wie es in den meisten Bundesländern gehandhabt wird, ist eigentlich okay.
Moritz: Ja, würde ich, würde ich so sagen. Also, ich sehe da keinen Handlungsbedarf. Also Schulen können schon jetzt in der Schulordnung alles beschließen und bestimmen, was aus meiner Sicht in diesem Bereich notwendig ist.
Ralf: Was hältst du von der Aussage, dass idealerweise keine Verbote notwendig sein sollten, unter Umständen aber realistischerweise genau das in vielen Schulen derzeit noch immer nicht so gelebt werden kann?
Moritz: Ich bin tatsächlich so gedanklich aus der letzten Folge rausgegangen. Also ich kann absolut nachvollziehen, dass viele Lehrerinnen und Lehrer oder auch Schulleitungen durch entsprechend restriktive Regeln entlastet werden. Mein Traum. Also das entspricht, glaube ich, dem, was du gerade formuliert hast. Mein Traum wäre aber, dass diese Entlastung eigentlich gar nicht notwendig sein sollte.
Ralf: Also mein pädagogischer Anspruch wäre ja auch, das Zusammenleben in der Schule mit möglichst wenig Verboten zu gestalten.
Moritz: Anspruch und Wirklichkeit. Und solange sich eine Schule mit diesen sehr hohen Ansprüchen an Medienerziehung, die wir in dieser Folge formuliert haben, überfordert fühlt und es deshalb zu problematischen Situationen im Alltag kommt, muss die Nutzung wahrscheinlich restriktiv eingeschränkt werden. Und dazu haben wir in der letzten Folge wirklich viele sehr gute Argumente gefunden. Wichtig finde ich dabei, dass auch bei Verboten Schülerinnen und Schüler bei allen Entscheidungen mit beteiligt werden müssen.
Ralf: Verbote entlasten Schulen und Schulen, die entlastet werden müssen, kommen so besser durch den Alltag.
Moritz: Und man darf sich dann aber nicht einbilden, dass wenn alles perfekt läuft, alle Probleme gelöst sind, sondern die sind dann erstmal so gesehen nur outgesourced.
Ralf: Also zu den Eltern jetzt zum Beispiel.
Moritz: Die dann damit vielleicht noch mehr überfordert werden, als sie es ohnehin schon sind.
Ralf: Vielleicht haben unsere Hörerinnen und Hörer ja noch ganz andere Ideen oder.
Moritz: Du kommst zum Schluss.
Ralf: Andere Interpretationen zu dieser und der letzten Podcastfolge. Und wir freuen uns wie immer über Rückmeldungen an podcast@smiley-e.V.de oder über alle auf unserer Homepage zu findenden Social Media Kanäle.
Moritz: Als Folge zum weiter hören würde ich sagen: Ein Bett für das Handy. 22. Januar 2024.
Ralf: Sehr gute Folge.
Moritz: Und bis dahin sagen wir Tschüss.
Ralf: Auf Wiederhören.
Moritz: Weißt du, was ich richtig cool finden würde?
Ralf: Was denn?
Moritz: Unter Beteiligung der Schülerinnen und Schüler zu experimentieren, sage ich mal, habe ich gerade überlegt. Zum Beispiel: Erste große Pause ist handyfrei und in der zweiten Pause darf das Handy benutzt werden und regelmäßig wird evaluiert und besprochen, welche Pause jetzt den Schülerinnen und Schülern oder auch den Lehrkräften dann besser gefallen hat.
Ralf: Und das sagst du erst jetzt?
Moritz: Jetzt erst eingefallen. Finde ich aber trotzdem total gut.
Ralf: Ja, das finde ich auch.
Moritz: Mach's gut.
Ralf: Ciao.