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Folge 44: Wie Konflikte im Chat (nicht) so sehr verletzen - Skript

Beleidigungen und Beschimpfungen im Chat sind nach wie vor ein großes Thema in den Workshops mit Schulklassen von smiley e.V. Aus diesem Anlass überlegen Ralf Willius und Moritz Becker, wie mit dieser Form von Konflikten angemessen umgegangen werden kann – mit dem Ziel, dass sie nicht so sehr verletzten.

Am Ende u.a. wird über die Gesetzesänderung zum Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie gesprochen und kurz auf einen aktuellen Todesfall nach einer TikTok-Challenge eingegangen.

Ralf: Eins der größten Probleme sind nach wie vor direkte Angriffe und Beleidigungen im Chat und wie damit umgegangen wird.

Moritz: Herzlich willkommen zu "Was mit Medienerziehung", dem Podcast von Smiley e.V. zum Thema Medienerziehung. Wir diskutieren in diesem Podcast, der alle 14 Tage am Medienerziehungs-Montag erscheint, somit also heute, am 27. Mai 2024, unsere Erfahrungen und Eindrücke aus Workshops mit Schulklassen, Eltern oder Fachkräften in Fortbildungs-Veranstaltungen. Gefördert wird dieser Podcast von Aktion Mensch, und mein Name ist Moritz Becker.

Moritz: Und mein Name ist Ralf Willius. Dies ist unsere 44. Folge und in gewisser Weise eine ganz besondere, weil anders als sonst sitzen wir hier nicht zu zweit in meiner Küche und nehme eine neue Folge auf, sondern ich sitze hier ganz alleine. Ich sehe dich nur auf meinem Tablet. Ralf, wo bist du?

Ralf: Moritz, ich bin in Westerstede in einem Hotel. Was machst du in Westerstede in einem Hotel? Auf morgen warten, denn morgen machen wir hier Workshops. Wir waren heute Morgen schon in Rhauderfehn, haben dort Klassen besucht, und wir versuchen immer Termine, die weit weg sind, so aneinander zu legen, dass man nicht so viel fahren muss, und so haben wir die Zeit im Hotel genutzt, um gemeinsam den Podcast aufzunehmen.

Moritz: Das bedeutet, wir müssen an dieser Stelle etwas beichten, und zwar ist es so, liebe Hörerinnen und Hörer, wir nehmen diese Folge nicht am Montag, den 27. Mai, auf, sondern schon ein paar Tage vorher. Auch die Folge vom letzten Medienerziehungs-Montag, das war der Montag nach Himmelfahrt, haben wir schon vor Himmelfahrt produziert, und Ralf, wir haben da ja so ganz lässig drüber gesprochen, was wir an Himmelfahrt unternommen haben, und das Ganze einfach mal fünf Tage vorher simuliert. Und ich hatte wirklich das komplette Himmelfahrtwochenende über hatte ich Panik, dass das Wetter richtig schlecht ist, weil ich hatte da gesagt, dass ich im Fahrrad unterwegs war, was zu dem Zeitpunkt damals aber noch eine Vorstellung für die Zukunft war. Aber es war wirklich so. Ich war wirklich mit dem Fahrrad unterwegs, und das Wetter war großartig.

Ralf: Und auch ich saß wirklich im Garten, weil auch bei uns das Wetter großartig war.

Moritz: Das heißt heute so ein bisschen hinter die Kulissen von unserem Podcast. Das heißt, wenn wir sagen, heute ist Montag, der 27. Mai 2024, dann ist das nur für die Hörerinnen und Hörer so, wobei auch das nicht stimmt, weil man kann den ja irgendwann hören.

Ralf: Zumal, wenn eine Folge um sechs Uhr morgens rauskommt, das auch sehr unrealistisch ist, dass wir die morgens um vier aufgenommen haben.

Moritz: Aber könnten wir, aber dann werden die auch entsprechend. Egal. Ich hab eine Rückmeldung zur vorletzten Folge...

Ralf: Ich wollte erst Mal fragen: Gab es Rückmeldungen?

Moritz: Ja, ich fühle mich jetzt hier so, als wäre ich der derjenige, der so ein bisschen die Verantwortung hat, weil ich ganz alleine in der Küche sitze.

Ralf: Und ich sitze in so einem ungewohnten Raum. Von daher freue ich mich, wenn du etwas mehr Verantwortung übernimmst.

Moritz: Ja, aber auch nur heute, hoffe ich, auch hier wieder einen Blick hinter die Kulissen. Nein, ich habe eine Rückmeldung zur Folge "Was ist eigentlich Brawl Stars". Und zwar haben wir in der Folge das beliebte Smartphone-Spiel Brawl Stars vorgestellt, und dann ging es auch um in In-App-Käufe, beziehungsweise dass Kinder dort vor dem vor der großen Herausforderung steht, zu überlegen, wofür möchte ich jetzt tatsächlich Geld ausgeben und wofür nicht. Und zwar hat dort eine Mutter geschrieben, dass, wenn mein Sohn einen Brawl Pass kaufen möchte, dann haben wir folgende Regelung: Er muss von seinem gesammelten Taschengeld, also muss er das bezahlen, und er muss aber gleichzeitig den gleichen Betrag für einen guten Zweck spenden. Die Mutter spendet dann in seinem Beisein, und das geht dann von seinem Taschengeld ab. Sie schreibt, dass sie das gut findet, dass er auf die Weise ein Bewusstsein bekommt, dass man mit dem Geld auch sinnvolle Sachen machen kann, und ich habe überlegt. Auf den ersten Blick fand ich das eine tolle Idee, sozusagen für Unterhaltungsmedien. Wenn ich da Geld ausgebe, spende ich auch gleichzeitig die gleiche Summe für einen guten Zweck. Also hat mir, fand ich erstmal gut.

Ralf: Ja, im ersten Moment finde ich das auch gar nicht schlecht. Auf der anderen Seite macht man auch so viele andere Sachen.

Moritz: Wie was für andere Sachen?

Ralf: Ja, ich meine also, gerade Kinder kaufen ja auch eine ganze Menge andere Blödsinn, sage ich mal in Anführungsstrichen von ihrem..

Moritz: Was kaufen denn Kinder für Blödsinn?

Ralf: Ja Süßigkeiten!

Moritz: Ah, okay, also, das heißt sowieso eine Art Steuer auf Sachen, die uns Erwachsene nicht gefallen. Also, wenn ich jetzt als Vater Süßigkeiten nicht mag, dann müssen die Kinder die gleiche Summe, die die Süßigkeiten kosten, spenden. Wenn ich keine Brawl Pässe mag, dann wäre interessant, so darüber nachzudenken. Ich glaube, wichtig ist, dass man nicht den Eindruck erweckt, dass man das eigentlich alles schwachsinnig findet, was Kinder da machen, und dass man durchaus auch für Qualität Geld bezahlen kann. Und Computerspiele sind auch unter Umständen gute Freizeitgestaltung, und da ist wahrscheinlich Brawl Stars, zumindest gehe ich davon aus, aus Sicht der Mutter kein unbedingt kein Spiel, was man unbedingt fördert. Aber ich hoffe, dass das nicht grundsätzlich so gehandhabt wird gegenüber Computerspielen. Ich muss da noch mal drüber nachdenken, ob ich das gut finde. Dann habe ich noch eine ganz kurze Rückmeldung zur letzten Folge. In der letzten Folge haben wir gesprochen über

Ralf: Ob Kinder kontrolliert werden möchten.

Moritz: In der Smartephonenutzung. Genau richtig. Ich bin total schlecht vorbereitet, weil du nicht hier bist. Die Rückmeldung, die ich bekommen habe, war, dass man die echten Probleme, die Kinder im Internet erleben oder vielleicht auch verursachen, durch Kontrolle gar nicht verhindern kann, weil man unter Umständen auch als schlaues Kind ja problematische Chat Beiträge löschen kann

Moritz: Oder andere Sachen umgehen, einfach.

Moritz: Genau also, was uns beiden ja auch klar ist, und das war auch nicht Bestandteil der Folge. Aber ich glaube, dass es ein wichtiger Punkt ist, nochmal vielleicht so pro und contra von Kontrollieren ja, nein, nochmal genauer zu thematisieren, und ich habe da ganz viele Ideen und würde gerne im Herbst oder so, wenn wir noch ein bisschen Zeit haben, da eine Folge zu machen. Jetzt habe ich noch eine kleine Podcast-Empfehlung. Das würde ich aber vielleicht einfach aufs Ende verschieben, dass wir darüber sprechen.

Ralf: Dann bin ich gespannt auf das Thema für heute.

Moritz: Genau mein Thema heute ist Umgang mit Beleidigungen und Beschimpfungen im Chat. Was würdest du sagen? Was ist so eins der relevantesten Probleme, die von Schülerinnen und Schülern in unseren Workshops zu diesem Thema genannt werden?

Ralf: Ich würde sagen, eins der größten Probleme sind nach wie vor direkte Angriffe und Beleidigungen im Chat und wie damit umgegangen wird.

Moritz: Was ist schlimmer oder verletzender, wenn ich dir schreibe, dass ich dich hasse, oder wenn ich es dir sage.

Ralf: Schreiben auf jeden Fall.

Moritz: Jetzt mal ganz doof gefragt, warum.

Ralf: Das ist jetzt nicht nur meine Meinung. Das ist genau das, was wir in Schulworkshops hören oder auch auf Elternabenden, wenn man das liest. Das hat einen ganz anderen Eindruck. Das ist so immer da, man kommt auch nicht so wirklich raus, also wär man im Gespräch.

Moritz: Aber eigentlich warte mal.
Ralf: Pass auf ich! Ich glaube, dass es eigentlich andersrum sein müsste. Also weil gleichzeitig ist es so, dass so wie du es jetzt gerade beschrieben hast, auch mir immer in Workshops und auch mit Eltern wird auch gleichzeitig gesagt, dass es viel leichter fällt, etwas zu schreiben, das verletzt.

Ralf: Ja, auf jeden Fall.

Moritz: Verstehst du, was ich meine. Es fällt mir leichter, dir zu schreiben. Also jetzt nicht, dass ich das machen würde. Das klingt jetzt ein bisschen doof so drastisch, aber mir fällt es leichter, dir zu schreiben, dass ich dich hasse, als es dir ins Gesicht zu sagen.

Ralf: Das wird ja schon mal bei so Kleinigkeiten deutlich. Also Termine per Whatsapp abzusagen, ist viel einfacher als anzurufen und sich rechtfertigen zu müssen oder so.

Moritz: Ja, und ich glaube, dass das, was du jetzt gerade beschreibst, so diese Unverbindlichkeit oder es einem leichter fällt, etwas auch verletzendes zu schreiben. Das ist im Prinzip so, vielleicht generell in textbasierter Kommunikation so. Da hat mir mal vor einiger Zeit ein Redakteur einer Lokalzeitung berichtet, dass das, was da an Leserbriefen schon immer reinkam, zum Teil unglaublich drastisch formuliert war, wo er gesagt hat, das würde sich der normale Zeitungsleser oder Zeitungsleserin nie trauen, einem Redakteur ins Gesicht zu sagen. Aber wenn du da zu Hause sitzt und machst dir Gedanken und schreibst das auf, dann traust du dich da, dich mehr zu öffnen, weiterzugehen. Man schreibt auch eher einen Liebesbrief, in dem man da mit sehr blumigen Worten alles Mögliche ausdrückt, was man so von Angesicht zu Angesicht auch nicht sagen würde, und deshalb glaube ich, dass textbasierte Kommunikation grundsätzlich öffnet, man sich traut, weiterzugehen, als man das von Angesicht zu Angesicht machen würde.

Ralf: Wenn wir bei diesem ich hasse dich bleiben, in dem Moment, wo ich dir das ins Gesicht sagen würde, oder viel mehr ich, wenn ich merke, was das mit dir macht, also dass du auf einmal vielleicht doch entsetzt bist oder enttäuscht oder vielleicht sogar irgendwie Tränen ins Gesicht, dann würde ich aufhören. Also weißt du, diese Hemmung ist ja nicht da.

Moritz: Das heißt, wenn du nicht siehst, was du mit deinen Worten anrichtest, gehst du weiter, obwohl du mich eigentlich gar nicht so sehr treffen wolltest.

Ralf: Ja, vielleicht schon.

Moritz: Das heißt also eigentlich, Menschen, die sehr empathisch sind, werden auf die Weise zu Monstern, weil sie nicht merken, dass sie Monster sind.

Ralf: Ich weiß nicht, ob du dich an diesen einen Beitrag von dem Schüler erinnerst. Ich glaub, da hab ich mal von erzählt, der hat gesagt, dass die sich im Laufe des Vormittags immer einen raussuchen, der ist halt für den Tag der Idiot oder so, und dann wird er geärgert und kriegt blöde Sprüche ab im Schulalltag.

Moritz: Auf dem Schulhof.

Ralf: Genau ja, und in den Pausen und immer so, und da ist jeder mal dran, und das ist auch okay, das ist irgendwie so. Und manchmal sagt er, merkt man, bei einem geht das heute nicht, weil der irgendwie schlechten Tag hatte, weil da irgendwas war, und dann lassen sie den in Ruhe, und genau das...

Moritz: Okay also, die wollen, das heißt ist so dieses ärgern oder necken, und das macht man nicht mit Menschen, die man dann fertig macht.

Ralf: Und er meint, und das große Problem ist, dass genau, das online nicht funktioniert, weil da siehst du ja nicht, und er glaubt, dass manchmal da Leute ganz schön leiden zu Hause, weil sie da auch diese blöden Sprüche abbekommen, und er sagte dann, glaub ich wortwörtlich, man postet dann kein Heulemojie oder so, und dann machen die weiter, obwohl der am Boden liegt und weint vielleicht.

Moritz: Und ich glaube, auf der anderen Seite siehst du ja auch nicht die. Also, ich sag mal, wenn du mich jetzt beleidigst oder beschimpft mit ich hasse dich, dann sehe ich als derjenige, der das abbekommt, vielleicht auch nicht, dass du gerade wütend bist.

Ralf: Ja, dass es vielleicht Gründe dafür gibt, dass ich gerade auf 100 bin. Gründe, nicht aber meine Beweggründe.

Moritz: Genau dass ich, dass ich vielleicht sagen würde, Ralf, nen schlechten Tag, und das zusammengenommen bedeutet eigentlich, dass eine Beleidigung unter diesen Voraussetzungen eigentlich gar nicht so verletzend sein müsste, wenn wir als Rezipient oder Rezipienten das wissen.

Ralf: Rezipient, das kann nicht jeder einordnen glaube ich, mit dem Begriff.

Moritz: Also du hast, hast du den Sender oder Senderin einer Botschaft? Also, wenn ich dir jetzt sage, ich hasse dich, dann bin ich der der Sender, und du bist der Adressat, und ich glaube, das ist so das, was man dann Rezipient nennt. Derjenige, der das bekommt, sag ich mal.

Ralf: Der Empfänger.

Moritz: Ja von mir aus. Okay, nur weil du hier nicht in meiner Küche sitzt, musst du jetzt hier nicht so. Vielleicht genau der Effekt dadurch, dass ich dich jetzt hier nur auf meinem Tablet sehe, fängt, nee, egal.

Ralf: Also, uns fehlen da quasi Erfahrungen mit solchen Konflikten.

Moritz: Wen meinst du mit uns?

Ralf: Ja, also ich glaube also, alle Nutzer von Social Media, also gerade wir Erwachsenen, vielleicht sogar.

Moritz: Ja, ich glaube, gerade wir Erwachsene, also das finde ich einen spannenden Punkt, zu überlegen, ob das nicht vielleicht für die Kids, sag ich mal, die da selbstverständlich mit Großwerden ganz anders ist. Ich habe da ein sehr schönes Beispiel, und zwar habe ich mal eine Einrichtung beraten, wo also sehr vereinfacht im Prinzip eine. Ich glaub, es war eine Schülerin einer siebten oder achten Klasse, die hat irgendwie haben die mündliche Noten bekommen, und ihre mündliche Note war so schlecht, dass ihr nachmittags aufgefallen ist, dass mit dieser mündlichen Note und der sich daraus resultierenden Zeugnisnote die Versetzung sehr unrealistisch ist, und die war in dem Moment halt enttäuscht, wütend. Alles das, also sehr emotional und hat dann wohl in ein Gruppenchat. Ich weiß nicht genau, was es für eine war, aber es waren ganz viele aus ihrer Klasse dort mit in diesem Chat. Hat sie halt geschrieben, ich hasse meine Lehrerin. Wegen ihr muss ich sitzen bleiben, ich könnte sie umbringen oder ich bringe sie um irgendwas, hat sie da voller Wut geschrieben, und die anderen in dem Chat haben das zur Kenntnis genommen, beziehungsweise haben zum Teil auch mit Daumen hoch oder irgendwie so reagiert. Ein Mitschüler oder Mitschülerin ist daraufhin mit diesem Chat mit einem Screenshot aus diesem Chat, am nächsten Tag zu der betreffenden Lehrerin gegangen und hat ihr das gezeigt, und die Lehrerin war absolut entsetzt, als sie dort also quasi lesen musste, dass die Schülerin sie in Anführungsstrichen umbringen will. Und es gab daraufhin wohl ein Gespräch mit den Eltern beziehungsweise mit den Erziehungsberechtigten oder Sorgeberechtigten, also kompliziert jetzt, wie ich jetzt da letztendlich beratend auch dann mit involviert war, und da wurde letztendlich ganz klar gesagt, dass das ein typisches Beispiel ist für Verunglimpfen, üble Nachrede, oder es wurde im Prinzip auch als theoretische Morddrohung interpretiert, das, was da in diesem Chat passiert ist.

Ralf: Das heißt, da hat sich wirklich auch niemand für die Lehrerin eingesetzt im Chat. Also keiner.

Moritz: Das habe ich auch gedacht. Also mein erster Instinkt war, da nutzt jemand so eine, eine, eine eine Chatgruppe und beschimpft die Lehrerin oder wenn man jetzt, wir müssen gleich noch über diese mögliche Morddrohung sprechen. Aber es hat ja niemand im Sinne von Zivilcourage oder so eingegriffen, sondern die haben alle nicht reagiert und sind somit auch Teil des Problems.

Ralf: Das haben wir in anderen Folgen ja auch schon diskutiert, so dieses sich einmischen müssen.

Moritz: Genau. Wie wichtig das eigentlich ist, dann habe ich mir überlegt, um dieses Problem in Gänze zu begreifen oder auch zu beurteilen, habe ich überlegt, das einfach mal zu übertragen auf die Welt, in der sich die meisten Eltern oder auch Lehrkräfte auskennen, und da habe ich überlegt...

Ralf: Ich überlege gerade mal, ist das vielleicht was für die Rubrik "Früher war alles bester"

Moritz: Ja, ich wollte aus meiner Schulzeit berichten. Ja, du hast Recht. Von daher, der Jingle muss jetzt kommen.
Intro: "Früher war alles bester"

Moritz: Pass auf Ralf! Ich habe mir überlegt, du hast in den 90ern in der Schule eine schlechte Note bekommen und stehst auf dem Schulhof und motzt rum und sagst mal, scheiß Lehrerin oder Lehrer, ich hasse ihn, ich bringe ihn um. Was hätten, was hätten die Klassenkameradinnen und Klassenkameraden gemacht, die mit dir auf dem Schulhof stehen?

Ralf: Die hätten alle gesagt, die spinnt total, und die hätte sich ja auch mal, und

Moritz: Warum hätten die anderen das gemacht?

Ralf: Weil das Konsens ist, weil wir doch die Schüler sind, und das sind die Lehrkräfte.

Moritz: Ja, ich glaube, da ist noch mehr drin. Ich glaube, die wollen dir den Rücken stärken, dir gefallen, sie wollen dich damit auch ein Stück weit trösten. Das heißt, niemand hätte dir widersprochen, und jetzt stell dir vor, eine Person. Also musst du dir bildlich vorstellen aus diesem Kreis mit Schülerinnen und Schülern, die in den Neunzigern mit die offene Schulhof gestanden haben, würden jetzt ins Lehrerzimmer gehen und hätten in den Neunzigern der betreffenden Lehrkraft gesagt, hier, der Ralf hat gerade auf dem Schulhof gesagt, dass er sie hasst und sie umbringen will. Was glaubst du, was hätte die Lehrkraft in den Neunzigern in dem Moment gesagt?

Ralf: Das ist echt eine gute Frage!

Moritz: Hm!

Ralf: Ich glaube, das hätte keiner ernst genommen.

Moritz: Die Lehrkraft hätte gesagt, der hat gerade eine schlechte mündliche Note gekriegt, ist klar, dass der sauer und enttäuscht ist? Der ist 13. Natürlich äußert er sich auf diese Art und Weise, und wahrscheinlich wäre es sogar so gewesen, dass die Lehrkraft gesagt hätte, dass es kein Grund, deshalb, ins Lehrerzimmer zu gehen und zu petzen.

Ralf: Wir hätten uns also damals wahrscheinlich ganz genauso verhalten, nur halt Offline auf dem Schulhof.
Intro: Früher war alles besser! Naja fast.

Moritz: Heute passiert genau das gleiche wie auf dem Schulhof, nur in Chatgruppen. Die Motivation, das dort reinzuschreiben, ist die gleiche, wie es auf dem Schulhof zu sagen. Aber die Interpretation, in diesem Fall von der Lehrkraft, war dann doch eine ganz andere, also dass das schwarz auf weiß zu lesen hatte, eine ganz andere Wirkungen. Selbst wenn man das Geschriebene jetzt nicht unmittelbar als Morddrohung versteht, ist es doch in jedem Fall sehr, sehr schwer zu ignorieren, und ich kann mir vorstellen, dass es für manche Kinder einfacher ist, zu, ja, nicht zu ignorieren, aber das einzuordnen, dass es eben sich nicht wirklich irgendeinen gezielten Angriff gegen die Lehrerin handelte.

Ralf: Aber eine Person ist ja zu der Lehrkraft gegangen.

Moritz: Das heißt, da ist eine mit in dieser Gruppe gewesen oder einer, der oder die das wirklich für eine Morddrohung oder Problemlage gehalten hat, und ist dann ins Lehrerzimmer gegangen, und die Lehrkräfte in dem Fall, die das beurteilt haben, sind dann ja mehr oder weniger gar nicht auf die Idee gekommen, das so zu betrachten, wie wir das gerade gemacht haben, und ich glaube, dass das daran liegt, dass wir Erwachsene, also wenn ich das jetzt mal so sagen darf, und ich weiß gar nicht, wo da die Grenze ist, also ob das jetzt diese vielleicht Anfang 20-jährigen Erwachsenen genauso betrifft wie uns mit über 40, in den Diskussionen mit Lehrkräften, würde ich sagen, gilt es für über, auf jeden Fall einige Menschen, über 30 auch. Wir haben erst gelernt, uns offline zu streiten mit den ganzen Sachen, die du vorhin dargestellt hast. Das heißt, ich habe gelernt, wenn ich mich mit jemandem streite, die Äußerung Anderer, die unter Emotionen etwas sagen, das zu berücksichtigen. Das heißt also, wenn du jetzt meinetwegen von vorneherein total gestresst bist oder so, und ich erzähl dir was, und du sagst, dann Moritz, jetzt, hör mal auf mit dem Scheiß, dann kann ich das je nachdem, wie emotional ich selber bin, reflektieren. Ich glaube auch, dass wir Menschen da von vorne herein Strategien entwickelt haben. Also da musste ich vorhin schon dran denken, sodass ich weiß so okay, den lässt du jetzt mal besser in Ruhe, der ist im Moment so genervt.

Ralf: So wie mit Morgenmuffeln, die sprichst auch nicht an...

Ralf: Was, Morgenmuffel?

Ralf: Kennst du nicht so Leute, mit denen du morgens besser nicht redest. Ich hatte einen Kommilitonen, schöne Grüße an dieser Stelle. Er weiß, wer gemeint ist, mit dem konntest du morgens nicht im Auto reden, nicht bevor der seinen ersten Kaffee in der Mensa getrunken hat.

Moritz: Und jetzt stell dir vor, du schreibst so jemand morgens eine Nachricht. Also, du schreibst deinem ehemaligen Kommilitonen eine Chatnachricht, und der reagiert völlig unverhältnismäßig im Chat. Dann würdest du unter Umständen denken, was ist denn mit dem los? Warum beleidigt er mich jetzt. War doch eine nette Frage irgendwie oder ne nette Ansage? Ich komme zwei Minuten später oder so? Und das heißt also, all diese Sachen, das haben, wir, haben es offline gelernt, offline, berücksichtigst du, der ist Morgenmuffel. Online ist das aber etwas, was wir unter Umständen ja nicht können.

Ralf: Das heißt, dass wir durch unsere Offline-Streitkultur das nicht gelernt haben.

Moritz: Offline-Streitkultur finde ich einen total schönen Begriff.

Ralf: Also damit meine ich, dass du das alles gelernt hast: Gesichtsausdruck, Körpersprache, wie laut, leise redet er, wie sieht der gerade aus? All diese Dinge?

Moritz: Stimmt, das gehört... Also, ich nehme mal deinen Begriff zur Offline-Streitkultur dazu, das zu berücksichtigen, und dann wäre vielleicht wichtig, für einen Streit online oder für Online-Streitkultur, zu reflektieren, dass man das halt alles nicht hat. Also, das heißt, wenn du mir jetzt schreibst, ich hasse dich, dann weiß ich, weder in welchem Tonfall du das sagen würdest. Ich weiß nicht, in welcher Stimmung du bist, als du mir das geschrieben hast. Ich hab die Körpersprache nicht und so ein Kram oder ob du Morgenmuffel bist, keine Ahnung, und ich glaube, dass Kinder, die genauso intuitiv gelernt haben, sich online zu streiten, wie wir das offline gelernt haben, die können das unter Umständen eher intuitiv berücksichtigen, wenn es online hart auf hart kommt. Also, ich glaube, dass wir Erwachsenen, wir sind immer noch dabei, mehr oder weniger mit unserer Offline-Streitkultur das zu transportieren auf online und machen da vielleicht auch ganz viele Übersetzungsfehler sowie jetzt an diesem Beispiel mit der Lehrkraft und der Morddrohung. Ich bin da noch total unsicher, was man da wirklich jetzt abschließend zu sagen kann, wer da jetzt den entscheidenden Fehler gemacht hat. Aber ich habe schon ganz oft in Schulklassen wirklich das Zitat, dass die erzählen, so, ja, da hat mich jemand beleidigt, und das soll der mir erst mal ins Gesicht sagen.

Ralf: Das hören wir ganz häufig.

Moritz: Ja, das heißt, da ist eigentlich ganz klar, dass den Kids in den sechsten und siebten Klassen, die wissen ganz genau, dass etwas sehr leicht geschrieben ist, und aber eigentlich ist es erst dann verletzend, wenn es dir ins Gesicht gesagt wird.

Ralf: Aber schwarz auf weiß lesen ist schon ganz schön brutal, hatten wir am Anfang ja auch schon.

Moritz: Ja, aber ich glaube, diese Brutalität liegt zum ganz großen Teil daran, dass wir Erwachsene so denken, dass Schreiben was Besonderes ist, also sich da hinzusetzen und zu sagen, ich schreibe das jetzt auf. Ich habe das mal diskutiert mit einer Fortbildung, wo jemand erzählt hat, dass er seine Examensarbeit oder was weiß ich, was das von der Arbeit war, noch an der Schreibmaschine geschrieben hat, und ich habe das große Glück, dass ich niemals in meinem Leben ernsthaft mit einer Schreibmaschine arbeiten musste. Ich habe als Kind mal ein Farbband gegessen aus der Schreibmaschine von meinen Eltern. Irgendwie. Mehr Erfahrungen habe ich nicht mit Schreibmaschinen. Keine Ahnung, was das mit mir gemacht hat. Wenn du da im unteren Drittel einer DIN A4 Seite dich vertippt hast, dann musstest du alles neu machen, irgendwie. Das heißt, das heißt, das sind Menschen, die haben gelernt, ehrfurchtsvoll vor einer Tastatur zu sitzen und erst zu denken und dann zu schreiben. Und ich glaube, wenn du heute mit Social Mediaedia groß wirst, dann weißt du intuitiv, dass man sehr häufig erst schreibt und überhaupt nicht denkt.

Ralf: Nee, das ist tatsächlich auch ein Zitat in vielen Schulklassen, dass es sehr schwerfällt, wenn man wütend ist, wenn man genervt ist, sich zurückzuhalten, zu denken.

Moritz: Ja, genau, und wenn du das intuitiv weißt, dann kannst du einordnen, dass sich jemand, der dich beleidigt. Das ist nicht so drastisch, wie wenn es dir jemand sagt.

Ralf: Da bräuchten wir quasi ein Filter im Denken, wenn wir anfangen überzureagieren auf das, was geschrieben.

Moritz: Wenn dich jemand blöd anmacht im Chat, dass du dann merkst, okay, im Moment keine Ahnung, was da jetzt gerade los ist. Ich sehe den nicht. Ich weiß es nicht so wie diesen Morgenmuffel, von dem wir gesprochen haben, der dich morgens blöd angemacht hat. Wo du - dem hast du es zugestanden, da hast du gesagt, das sollte mir mal heute Nachmittag genauso sagen. Dann ist aber was los, wenn er wieder bei Bewusstsein ist.

Ralf: Wenn ich jetzt darüber nachdenke, machen wir manchmal in der Prävention eher das Gegenteil oder vermitteln das Gegenteil schreiben. Dass Schreiben schlimmer ist als sagen.

Moritz: Vielleicht, wenn man die Sorge hat, dass man Cybermobbing verharmlost, wenn man jetzt einfach so sagt, schreiben ist nicht so schlimm wie sagen, oder vielleicht gibt es noch andere Gründe.

Ralf: Weil es indirekt ja vielleicht schon stimmt, weil in dem Moment, wo ich genau das tue, nicht nachdenke, was schreibe, dann hat der Gegenüber das ja quasi auch schriftlich und kann das immer wieder angucken, kann es weiterleiten, das Internet vergisst nichts und so weiter und so fort. Man kann sich auch gar nicht rausreden. Du kannst ja mal sagen, ach, das habe ich nicht so gemeint, das hast du falsch verstanden. Nee, das steht da schwarz auf weiß.

Moritz: Sonst hätte es auch niemand ins Lehrerzimmer tragen können als dieser, wobei du hast immer tratschen können. Ich finde diesen Gedanken von Konfliktkultur total spannend, also der Begriff Online-, Offline-Konfliktkultur. Ich hätte da ein Beispiel, dass ich schon oft erzählt habe, ich hoffe noch nicht hier im Podcast von dem Mädchen, das Chats löscht.

Ralf: Die hat immer, wenn....

Moritz: Ja, nein, ich möchte das erzählen. Ich mag das Beispiel so gerne, ist mein Beispiel.

Ralf: Du sagst immer, so viel, lass mich doch mal erzählen...

Moritz: In unserem Podcast, aber das ist völlig egal, wie viel du sagst, weil, solange ich den Podcast schneide, bleibt es so. Also hast du mal darüber nachgedacht, warum diese Intro-Sätze ganz am Anfang, warum die immer von mir sind?

Ralf: Weil du so schlaue Sachen sagst, wahrscheinlich.

Moritz: Nee, weil ich beim Schneiden entscheide, was schlau war.

Ralf: Ich überlege gerade, ob du schon viel Schlaues in dieser Folge gesagt hast.

Moritz: Vertrau mir, da ist irgendwas dabei. In dem Konzept zu diesem Podcast steht doch, dass du der Sympathische von uns beiden bist und ich der Schlaue oder so ähnlich.

Ralf: Oder so ähnlich.

Moritz: Ich will jetzt das Beispiel, erzählen.

Ralf: Auf jeden Fall.

Moritz: Also, pass auf. Eine Schülerin hat mir erzählt, dass sie sich mit einer Freundin im Chat gestritten hat, und da wurden wohl sehr verletzende Sachen geschrieben, und die haben sich dann wohl am nächsten Morgen in der Schule, als sie sich in die Augen geguckt haben, sofort in den Armen gelegen, haben geweint und haben sich entschuldigt, und das ist alles nicht so gemeint war und viele Missverständnisse und so, und sie hätte dann, nachdem alles wieder schön war, am Nachmittag ihrer Freundin schreiben wollen, hat dann den Chat geöffnet, und die Beleidigung waren dann natürlich das Letzte, was sie da geschrieben hatte, bzw. ihr geschrieben wurde, und sie sagte, in dem Moment tat es wieder weh. Das fand ich so berührend, wie sie sagte, dass diese das, was du vorhin beschrieben hast, dies schwarz auf weiß im Handy, dass es so bleibt, dass sie für sich rausgefunden hat, dass es ihr besser geht, dass nach so einer Klärung von so nem Online-Konflikt, dass man dann den Chat löschen muss oder die betreffenden Nachrichten löschen muss. Und gleichzeitig hat sie auch gesagt, dass sie das total doof findet, wenn in ihrem Handy solche hässlichen Dialoge sind, so. Ich glaube, ähnlich hatte sie das beschrieben, und das fand ich total bedeutsam, dass sie sagte, dass der Online-Konflikt eigentlich nicht nur dann geklärt ist, wenn man sich offline mehr oder weniger entschuldigt hat oder sich erklärt hat, sondern so wirklich geklärt ist es erst, wenn dann der ganze Kram auch im Handy gelöscht ist.

Ralf: Ganz ernsthaft, Moritz, ich glaube, das ist eine total tolle Strategie.

Moritz: Ja, also, das ist mir jetzt in unserem Gespräch nochmal gerade klar geworden, dass das, dass man auch sowas braucht wie eine Nachsorge für Konflikte, die im Chat entstehen oder eskaliert sind.

Ralf: Und dass halt auch keine Screenshots angefertigt werden sollten.

Moritz: Von Konflikten?!

Ralf: Ja!

Moritz: Ja, das ist oft dann etwas, was man auch nicht mehr einfangen kann. Wenn ich jetzt Dritten im Prinzip n Screenshot schicke mit einem Streit, den ich eigentlich mit dir führe, um dann vielleicht andere Leute auf meine Seite zu ziehen oder so, dann klären wir beide das, aber die Anderen haben den Screenshot immer noch. Das wäre dann auch letztendlich ein ganz entscheidender Punkt, zu so ner Online-Streitkultur zu sagen, nicht andere mit reinziehen. Also, ich kann ja anderen schreiben:. Ich hab jetzt gerade Streit mit Ralf, aber ich brauche nicht unbedingt den Screenshot dazu zu packen, sodass das also letztendlich auch etwas ist, was ja nicht öffentlich ausgetragen wurde, zwischen uns bei.

Ralf: Das wären so eine Art Benimmregeln, ja fast schon, also für Online Streitkultur.

Moritz: Ja, also so zusammengefasst vielleicht. Das erste wäre so, wenn mir jemand schreibt, dann ist das mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit nicht das, was die Person mir in diesem Ton sagen würde, also was nicht heißt, dass der Inhalt nicht vielleicht trotzdem so gemeint ist. Aber so diese drastische Formulierung und so, die sollte mich jetzt vielleicht nicht unmittelbar treffen oder verletzen. Ich glaube zweite, du hast das Benimmregel genannt, vielleicht, ich nenne es mal Strategie, wäre dann, nach so einem geklärten Streit diesen Konflikt, diesen textbasierten Konflikt im Handy löschen. Also dann ist es wie bei einem Offline-Konflikt zwar trotzdem im Gedächtnis, aber im Gedächtnis ist die entschuldigte Form, also im Sinne von, wir haben es geklärt, man kann sich noch daran erinnern, aber es ist nicht dieses Brutale. Und der dritte Punkt wäre dann, dass man grundsätzlich keine anderen irgendwie mit Screenshots oder so in einen Konflikt reinzieht, weil das Löschen von solchen Konflikten dann vielleicht gar nicht mehr möglich ist.

Ralf: Moritz, ich bin morgen in drei sechsten Klassen. Ich freu mich voll. Ich glaube, ich werde mit denen darüber diskutieren, über so Strategien.

Moritz: Ich hab auch richtig Bock so! Also morgen, ich bin in zwei sechsten, glaube ich, also genau einfach mal mal gucken, was die, was die Kinder sagen, wenn man so diese drei Grundprinzipien, so...

Ralf: Okay, auch wenn du heute die Verantwortung für die Folge eigentlich so ein bisschen hast, gucke ich gerade auf die Uhr, und wir müssen weitermachen. Moritz, haben wir noch was unter für oder unter und sonst.

Moritz: Ich habe eine Podcastempfehlung. Ich habe es zu Anfang schon angedeutet, und zwar fit for news ist ein Podcast. Ich hatte es dir auch geschickt. Ich weiß nicht, ob du Zeit hattest, reinzuhören.

Ralf: Ja, kurz. Also nicht ne ganze Folge, aber ich habe zumindest auch mal rein gehorcht und geguckt, von wem das ist.

Moritz: Lohnt sich, ist vom Europäischen Institut für Journalismus und Kommunikationsforschung und wird zusammen produziert mit Detektor FM. Wenn ich es richtig gesehen habe, sind das so Urgesteine der Podcast-Szene, wenn man so will, Internet-Radio, dies, das. Und zwar geht es um den Umgang mit Informationen, beziehungsweise auch Umgang mit Desinformation im Zusammenhang mit Social Media. Ich habe mir die, ich glaube, aktuellste Folge angehört. Da geht es um Filterblasen, in dem man sich befindet und ist sehr, sehr angenehm produziert, kann ich also an dieser Stelle nur empfehlen. Ich werde mir auf jeden Fall noch einige andere Folgen dazu anhören. Wen du reingehört hast, weißt du ja, wovon ich spreche.

Ralf: Nehmen wir mit in die Shownotes.

Moritz: Und der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, ist ja ein sehr unschönes Thema. Es geht um die Verbreitung und Besitz von Kinderpornografie. Der Bundestag hat gerade beschlossen, die Mindeststrafen beim Erwerb und Besitz von kinderpornografischen Inhalten zu senken. Dazu wird der Paragraph 184 b des Strafgesetzbuches angepasst. Jetzt soll das Mindeststrafmaß beim Besitz und Erwerb mindestens drei Monate und bei der Verbreitung von mindestens sechs Monaten sein. Erst vor drei Jahren wurde das Strafmaß auf ein Jahr Gefängnisstrafe erhöht, was dazu geführt hat, dass Eltern und auch Lehrkräfte, denen von Kindern und Jugendlichen entsprechende Videos oder Darstellungen zugeschickt wurden, bestraft werden mussten. Und also ein Staatsanwalt oder eine Staatsanwältin konnte ein Verfahren nicht einstellen. Weil bei dem Mindeststrafmaß spricht man grundsätzlich von einem Verbrechen, und das kann halt nicht eingestellt werden, auch wenn klar war, dass die Eltern das Material nicht haben wollten oder also nicht aus pädokrimineller Weise handelten, und das heißt, wenn Eltern, Lehrkräften auf ein Problem hinweisen wollten und Screenshots vom Handy des Kindes weiterleiteten, wo dann kinderpornografische Szenen zu sehen waren, dann mussten die Eltern bestraft werden.

Ralf: Und die Lehrkraft auch wegen Besitz.

Moritz: Ja, die Lehrkräfte wegen Besitz auch. Das stimmt. Also, bei einem Mindeststrafmaß von einem Jahr konnte das Verfahren nicht eingestellt werden. Das geht jetzt, wenn die Staatsanwaltschaften feststellen, dass es keinen kriminellen Hintergrund gibt.

Ralf: Ich habe auch davon gelesen und auch ganz viele Diskussionen dazu mitbekommen, wo jetzt halt diskutiert wird, ob das nicht den Verbrechern Tür und Tor öffnet.

Moritz: Ja, sowas habe ich auch gelesen. Also in einem Kommentar schrieb jemand, soll das jetzt etwa kein Verbrechen mehr sein, Kinder zu missbrauchen? Und ich glaube aber, dass es genau darum nicht geht, sondern also es soll nicht verharmlost werden oder so, sondern eben einfach nur, um diesen Fällen, die wir jetzt gerade oder die ich beschrieben habe, gerecht zu werden.

Ralf: Ja, ich würde auch noch eine Sache erwähnen wollen, und zwar ist in Hessen ein dreizehnjähriges Mädchen bei einer Mutprobe, also genauer gesagt bei einer TikTok-Challenge ums Leben gekommen. Das haben verschiedene Medien, unter anderem der Hessische Rundfunk, berichtet, und von daher wäre meine Empfehlung dieses Mal zum Weiterhören unsere Folge Nummer zehn: wie umgehen mit gefährlichen Online-Challenges? Was hältst du davon?

Moritz: Ich habe es auch gelesen, finde ich eine gute Idee, die Folge an dieser Stelle zu empfehlen. Dann noch was Positives. Wir sollten noch einmal Werbung machen für unseren Online-Abend. Am 18. Juni 2024 um 20 Uhr haben alle Zuhörerinnen und Zuhörer die Möglichkeit, mit uns zu diskutieren in einer kleinen Online-Veranstaltung. Es wird dazu begleitend einen Chat geben, sodass also alle die Möglichkeit haben, mit uns auch in den Dialog zu gehen, ohne die Webcam benutzen zu müssen. Anmeldung ist möglich ab 10. Juni, das heißt ab dem zehnten Juni. Den Link dazu werden wir bekannt geben und wird auch auf unserer Homepage entsprechend unter smiley-ev.de dann beworben, und das wäre von meiner Seite alles unter und sonst.

Ralf: Dann sage ich, vielen Dank fürs Zuhören. Wir freuen uns wir mal über Rückmeldung an podcast@smiley-ev.de oder über Facebook und Instagram und sagen, bis zum nächsten Mal auch wieder hören.

Moritz: Tschüss, wobei hätte ich nicht die Verabschiedung machen müssen?

Ralf: Zu spät!

Moritz: Okay.

Moritz: Tschau!

Zum Weiterhören empfehlen Moritz und Ralf:

Folge 10 - Wie umgehen mit gefährlichen Online-Challenges?

- bei Spotify hören
- auf smiley-ev.de hören





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