Studie
Eltern als Vorbilder beim Computerspielen
Immer öfter berichten Schüler in unseren Klassenworkshops von ihren Eltern und deren Spielverhalten. Dies ist eine interessante Veränderung, wenn es um Vorbilder von Kindern und Jugendlichen geht. Wurde lange ein Fehlen von Vorbildern beklagt, belegt nun eine Studie das Gegenteil - mit nicht unbedingt unproblematischen Rollen von Müttern und Vätern.
"Mein Vater sagt, dass die Grafik bei dem Spiel schelcht ist", erzählt ein Schüler in einer fünften Klasse. Das sagt er so selbstverständlich, als sei sein Vater eine ernstzunehmende Instanz in der Beurteilung von Computerspielen - was er vielleicht als Spieler auch tatsächlich ist. Undenkbar noch vor wenigen Jahren! Computerspielen ist schon seit einigen Jahren kein Hobby ausschließlich für Kinder und Jugendliche. Logischerweise ist die Generation, für die Computerspiele ganz alltäglich sind, auch älter geworden und hat nun selbst Kinder. Das lange Zeit bemängelte Fehlen von Vorbildern in der Medienerziehung im Zusammenhang mit Computerspielen ist nicht mehr zwangsläufig der Fall. Mütter und Väter haben hier allerdings eine mitunter schwierige Rollenverteilung.
Vater ist Vorbild - die Mutter erzieht.
Mit einer Studie der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) ist dies nun auch wissenschaftlich belegt. Gemeinsam mit dem Hans-Bredow-Institut für Medienforschung und den Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft wurden „Computerspiele(n) in der Familie.
Computerspielesozialisation von Heranwachsenden unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Aspekte“ erforscht. Unter anderem ist ein Ergebnis der Studie, dass insbesondere computerspielende Väter hier eine wichtige Vorbildfunktion übernehmen. Interessant allerdings auch, dass es gerade die eher nicht als Vorbild wahrgenommenen Mütter sind, die aus Sicht der Befragten die (Medien-) Erziehungsarbeit leisten - aber eben nicht als Vorbild.
Von vielen Jugendlichen wird das in unserer Arbeit oft wie folgt beschrieben: "...mit meinem Vater zocke ich und meine Mutter meckert immer". Besonders problematisch erleben wir das in der Elternarbeit, wenn alleinerziehende Mütter berichten, dass die Kinder am Wochenende beim Vater "immer am Computer sitzen dürfen". Die Mutter muss sich dann im Alltag mit dem Bedürfnis, Computerspiele den Hausaufgaben vorzuziehen, auseinander setzen. Was hier wie nach einem Medienphänomen klingt, scheint aber eher ein Indiz für eine problematische Verteilung der Rollen in der Kindererziehung zu sein. Hier geht es vielmehr um Erziehungs- und nicht um Medienkompetenz der Eltern. Um so schwieriger für die Mütter, die dann die Konflikte im Alltag zu führen haben, "weil Mama immer nur meckert" ...
· zur Studie der LfM
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